Das Buch der Offenbarung Jesu Christi. Eine Verstehenshilfe von Dr. Lothar Gassmann
Offenbarung an Johannes, Kapitel 1, 1 ff.: Dies ist die Offenbarung Jesu Christi, die Ihm Gott gegeben hat, Seinen Knechten zu zeigen, was in Kürze geschehen soll; und Er hat sie durch Seinen Engel gesandt und gedeutet Seinem Knecht Johannes, der kundgetan hat das Wort Gottes und das Zeugnis Jesu Christi, alles, was er gesehen hat. Selig ist, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und behalten, was darin geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe.
Gott öffnet den Vorhang zum Blick in das allerletzte Geheimnis der Weltgeschichte, der Heilsgeschichte: „Offenbarung“, „Apokalypse“ oder auch „Enthüllung“ wird dieser Vorgang genannt. Die Offenbarung an Johannes ist das prophetische Buch des Neuen Testamentes, welches eine besonders hohe Beachtung für unsere Zeit und alle Zeiten findet, bis der Herr wiederkommt und sogar darüber hinaus bis in die Ewigkeit. Der oben zitierte Abschnitt aus diesem Buch der Offenbarung ist die Ouvertüre (Vorspiel) dieses Buches und des Endgeschehens dieser Weltzeit. Er ist das Vorspiel zum letzten Akt des Weltendramas, und wir erkennen bereits in diesen Versen, dass die Heilsgeschichte über die Unheilsgeschichte siegt: Gott, der Allmächtige, der Allherrscher, ist Sieger. Jesus Christus, Gottes Sohn, ist Sieger! Dies dürfen wir bei allem Bedrückendem, welches in diesem Buch steht und ebenfalls zu Gottes Offenbarung gehört, immer im Gedächtnis behalten!
Dieser letzte Akt des Weltendramas mündet in die unendliche Melodie der Ewigkeit ein: Entweder in die unendliche Melodie des Lichts in der himmlischen Herrlichkeit, im ewigen Heil der Geretteten, oder in die unendliche Melodie der Finsternis in der Hölle, im Feuersee, in der ewigen Verdammnis der Verlorenen.
Wir lesen in Vers 3: Selig ist, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und behalten, was darin geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe. Im Griechischen steht für „selig“ oder „glückselig“ das Wort „makarios“, welches auch in den Seligpreisungen der Bergpredigt Jesu in Matthäus 5 verwendet wird. Die Offenbarung an Johannes ist das einzige Buch in der Bibel, dessen Leser glückselig gepriesen werden. Trotzdem gibt es viele Christen, die dieses Buch nicht lesen möchten, weil es ihnen angeblich zu unheimlich und zu gefährlich ist oder zu viel Gericht enthält. Sie stoßen sich an den Schilderungen der Katastrophen und des Antichristen. Das mache ihnen Angst, sagen sie. Aber die Offenbarung an Johannes sucht diese verzagten Gemüter aufzurütteln, indem sie ihnen dringendst empfiehlt, sie zu lesen und sogar noch die Verheißung ausspricht, dass der glückselig ist, der dieses Buch liest. Gerade in der Endzeit sollen und müssen wir dieses Buch lesen!
Johannes, den sieben Gemeinden in der Landschaft Asien: Johannes ist eindeutig der Apostel Johannes, denn kein anderer als er könnte sich einfach dadurch vorstellen, dass er nur seinen Namen nennt. Jeder Empfänger dieser Offenbarung wusste sofort, wer Johannes ist. Es konnte niemand anderes sein als der Sohn des Zebedäus, der Bruder des Jakobus (nicht zu verwechseln mit dem Herrenbruder Jakobus), der an Jesu Brust lag und einer der Erstberufenen war. Daher musste sich Johannes nicht mehr vorstellen. Er besaß schon damals in den Gemeinden große Autorität, so dass die bloße Nennung seines Namens (als Ausweisung seines apostolischen Anspruches) genügte.
An wen ist nun die Offenbarung adressiert? Zunächst einmal wird uns gesagt: An die sieben Gemeinden in der Landschaft Asien. Diese Landschaft Asien ist die heutige Türkei, Kleinasien oder Vorderasien genannt, beginnend am Bosporus nach Osten hin. Die sieben Gemeinden, an welche die sieben Sendschreiben gerichtet waren, lagen in den sieben Bezirkshauptstädten in der römischen Provinz Asia (erwähnt in Offenbarung 2 + 3): Ephesus, Smyrna, Pergamon, Thyatira, Sardes, Philadelphia und Laodizea. Sie werden von manchen Auslegern symbolisch auf sieben Gemeindezeitalter bezogen, ich möchte sie aber zunächst einfach wörtlich beschreiben: Die genannten sieben Gemeinden existierten historisch in den damaligen genannten Bezirkshauptstädten. Die Zahl sieben allerdings drückt in der Bibel die Vollkommenheit aus und kommt in der Offenbarung an Johannes häufig vor: So wird z. B. von sieben Engeln, sieben Siegeln, sieben Posaunen, sieben Geistern vor Gottes Thron berichtet. Die Zahl Sieben ist aus den Zahlen drei und vier zusammengesetzt: Drei ist die Zahl der göttlichen Dreieinigkeit und vier ist die Zahl der Himmelsrichtungen der Schöpfung. Zusammengefasst symbolisiert die Zahl Sieben somit Gott als den Herrscher des Himmels und der Erde.
„Sieben Gemeinden“ bedeutet in der biblischen Symbolik, dass die Offenbarung an Johannes nicht nur an die damaligen sieben historischen Provinzhauptstädte, bzw. die darin existierenden Gemeinden gerichtet war, sondern an alle Christen aller Zeiten in allen Gemeinden. Besonders in der Endzeit betrifft nun alle Christen diese Botschaft.
Der Aufbau der Sendschreiben
Der Aufbau der sieben Sendschreiben in den Kapiteln 2 und 3 lässt sich wiederum in sieben Abschnitte gliedern. Die Zahl Sieben ist ja die wunderbare Symbolzahl für die Vollkommenheit Gottes und begegnet uns in der Offenbarung immer wieder.
- Am Anfang der Schreiben steht der Empfänger oder Adressat. Das Schreiben wird eingeleitet mit der Formel: „An den Boten (oder Engel) von Ephesus, Smyrna etc. schreibe …“
- Der Absender, der Herr Jesus Christus, stellt sich vor mit einem jeweiligen Zusatz: „Das sagt der Erste und der Letzte, der Sohn Gottes, der Heilige …“ Der jeweilige Zusatz, die Charakterisierung Jesu Christi, passt ganz genau zu dem jeweiligen Inhalt des Sendschreibens. In der Heiligen Schrift passt jedes Wort, ja jeder Buchstabe genau zusammen! Daran merken wir, dass die Bibel nicht Menschenwort, sondern Gotteswort ist. Dies werden wir in der Auslegung der Offenbarung immer wieder feststellen. Beispiele:
Im Sendschreiben an Ephesus sagt der Herr Jesus: Das sagt der, der die sieben Sterne in Seiner Rechten hält. Hier spricht der Herr über die Gemeinden!
Im zweiten Sendschreiben an Smyrna: Das sagt der Erste und der Letzte, der tot war und lebendig geworden ist. Dieses Wort ist an die verfolgte Gemeinde gerichtet. Ihr gilt die Hoffnung des ewigen Lebens vom Herrn, der lebendig ist, – ihr gibt der Herr Trost.
Ähnliches gilt für die anderen Sendschreiben.
- Das Lob wird in der Regel mit der Formel eingeleitet: Ich kenne deine Werke … Hier werden dann in der Regel – nicht immer – die guten Werke (bzw. guten Früchte) der jeweiligen Gemeinde aufgezählt, das, was der Herr an ihnen zu loben hat. Bei zwei Gemeinden allerdings ist dieses Lob stark eingeschränkt! Bei der lauen Gemeinde Laodizea fehlt es ganz und in Sardes gibt es nur für einige Lob.
- Der Tadel findet sich bei allen Gemeinden außer bei Smyrna und Philadelphia. Smyrna ist die verfolgte Gemeinde, die besonderen Trost braucht. Sie erhält keinen Tadel, obwohl sie gewiss auch nicht vollkommen war. Hier sehen wir die seelsorgerliche Liebe des Herrn! Smyrna erhält nur Zuspruch und Lob. Philadelphia ist die missionarische Gemeinde mit der kleinen Kraft. Auch sie erhält keinen Tadel. Der Tadel beginnt oft mit den Worten: Aber Ich habe gegen dich … Liebe und Wahrheit gehören für Jesus untrennbar zusammen.
- Nachfolgend steht entweder ein Bußruf mit Drohwort oder ein Mahnruf mit Verheißungswort. Im Bußruf findet sich die Formel: „Tue Buße…“ in verschiedenen Formulierungen. Thyatira z. B. hat der Herr schon mehrfach umsonst zur Buße gerufen. Der Bußruf ergeht an Ephesus, Pergamon, Thyatira, Sardes und Laodizea. So mahnt der Herr: „Kehre um von deinem falschen Wege!“ Der Mahnruf mit Verheißungswort kann z. B. lauten: „Fürchte nichts…“; „Sei getreu…“; „Halte fest…“ Der Mahnruf ist inhaltlich nicht so hart wie der Bußruf, aber auch er ist eindrücklich und unbedingt zu befolgen! Man soll festhalten, was man hat, und nicht abfallen. Dieser Mahnruf ergeht an die Gemeinden in Smyrna und Philadelphia.
- Es folgt ein Überwinderwort: „Wer überwindet, dem will Ich geben…“ In diesem Wort werden die Belohnungen für die Überwinder aufgezählt. Interessant ist, dass die Gemeinde, die am schlechtesten dasteht, Laodizea, mit welcher oft die laue Endzeitgemeinde bezeichnet wird, eine der größten Verheißungen hat, wenn sie überwindet: „Wer überwindet, dem will Ich geben, mit Mir auf dem Thron zu sitzen….“ Eine herrliche, wunderbare Einladung des Herrn, ein allerhöchster Preis für die Überwinder. So liegt hier innerhalb der Sendschreiben eine Steigerung der Verheißungen vor.
- Am Schluss steht der Weckruf an alle Gemeinden: „Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!“ Ephata! Tue dich auf! Öffne dein Ohr!
Nach den Sendschreiben wird uns in Kapitel 4 und 5 ein Einblick in den Himmel Gottes geschenkt.
Die offene Tür zum Himmel
Danach sah ich, und siehe, eine Tür war aufgetan im Himmel. Und die erste Stimme, die ich gehört hatte mit mir reden wie eine Posaune, die sprach: Steig herauf! Ich will dir zeigen, was nach diesem geschehen soll. Alsbald kam der Geist über mich und siehe, ein Thron war gesetzt im Himmel und auf dem Thron saß einer. Und der da saß, war anzusehen gleich wie der Stein Jaspis und Sarder und ein Regenbogen war um den Thron, anzusehen gleich wie ein Smaragd.
Der auf dem Thron sitzt, ist Gott der Vater. Gott wird mit Edelsteinen verglichen, ein Bild für Seine Reinheit und Schönheit. Gott selber ist für keinen Menschen zu sehen, aber Johannes erhält hier eine Schau von Gottes Herrlichkeit. Der Regenbogen, das Zeichen des Bundes mit Noah, steht dafür, dass die Menschen wieder zu Gott kommen dürfen, dass Gott gnädig ist.
24 Throne mit 24 Ältesten
Und um den Thron waren 24 Throne. Und auf den Thronen saßen 24 Älteste mit weißen Kleidern angetan und hatten auf ihren Häuptern goldene Kronen. – Zu dieser Stelle wird viel gemutmaßt. Wenn ich Erläuterungen – nach bestem Wissen und Gewissen – dazu gebe, so müssen auch diese anhand der Heiligen Schrift nachgeprüft werden. Wir haben hier, das darf man nie vergessen, Einblicke, die geheimnisvoll sind. Hier sind 24 Älteste genannt. 24 ist zweimal 12. Die Zahl 12 spielt in der Bibel und besonders in der Offenbarung eine große Rolle. Die Zahl 12 steht für die Vollkommenheit. Die 24 Ältesten setzen sich zusammen aus den 12 Repräsentanten der zwölf Stämme Israels (Juda, Benjamin usw.) und den 12 Aposteln des neuen Bundes (Johannes, Matthäus usw.). Diese sitzen nun auf Thronen im engsten Kreis um Gott, welcher in der Mitte ist. Gott ist im Zentrum. Niemals nehmen Menschen den Platz Gottes ein, aber die 24 Ältesten sind gewürdigt, ganz nahe bei Gott zu sein. Die weißen Kleider drücken die Reinheit aus, welche erworben wurde durch das Blut des Lammes Jesus Christus. In Gottes Gegenwart und Licht können nur gereinigte Menschen sein. Die goldenen Kronen auf ihren Häuptern sind die Kronen der Überwinder, die durch Anfechtungen, Leid, Verfolgung und Prüfung gegangen sind. Es sind die, welche überwunden haben durch des Lammes Blut.
Blitze, Stimmen und Donner
Und von dem Thron gingen aus Blitze, Stimmen und Donner. – Diese Ereignisse – Blitze, Stimmen und Donner – begleiten oft die gewaltigen Gotteserscheinungen, so auch schon am Berg Sinai im Alten Testament (2. Mose 19). Sie bekunden Gottes Gegenwart. Schon ein Gewitter ist ein gewaltiges Erlebnis. Vor dem Thron Gottes wird dieses unübertrefflich sein. Diese Erscheinungen stehen sicherlich auch mit dem Gerichtshandeln Gottes in der Offenbarung in engem Zusammenhang. Gott kündigt bereits hier Sein Gericht über die Sünde, über das Böse, über die antichristlichen Mächte der Endzeit (Offb 13 und 17 f.) an.
Die sieben Geister Gottes
Und sieben Fackeln mit Feuer brannten vor dem Thron, welche sind die sieben Geister Gottes. – Auch hier begegnet uns die Vollzahl sieben. Sie symbolisiert wie die Zwölf Vollkommenheit. Die Sechs hingegen ist die Zahl des Menschen. So ist 666 die gesteigerte Zahl des anmaßenden Menschen und so auch die Zahl des Antichristen (Offb 13,18). Sechs, das ist sieben minus eins: der Mensch ohne Gott! Möglicherweise stehen die sieben Geister für Engelwesen oder – wahrscheinlicher – als Ausprägung der Wirkungen des Heiligen Geistes gemäß Jesaja 11, 2.
Und vor dem Thron war es wie ein gläsernes Meer, gleich dem Kristall… – Im Tempel im Alten Bund gab es ein ehernes Meer. Dies war ein Becken, mit Wasser gefüllt zum Zwecke der Reinigung. Wer zu Gott tritt, der muss erst gereinigt sein. Um vor Gottes Thron zu treten, muss man erst durch dieses Meer der Reinigung schreiten. Auch der Kristall symbolisiert diese Reinheit.
Vier Engelwesen am Thron
… und mitten am Thron und um den Thron vier himmlische Gestalten voll Augen vorne und hinten. – Bereits der Prophet Hesekiel im Alten Bund schaute vier Gestalten um Gottes Thron, welche allerdings je vier Gesichter haben (Hesekiel 1). Es sind Wesen, die in unmittelbarer Nähe Gottes sein dürfen. Hesekiel beschreibt sie folgendermaßen: Die erste Gestalt war gleich einem Löwen, die zweite gleich einem Stier, die dritte hatte ein Antlitz wie ein Mensch und die vierte Gestalt war gleich einem fliegenden Adler. In der Kirchengeschichte hat man diese Stelle immer wieder symbolisch auf die vier Evangelisten bezogen, da sie den Herrn Jesus von vier verschiedenen Aspekten her verherrlicht haben. So wurde der Löwe Matthäus, der Stier Markus, der Mensch Lukas und der Adler Johannes zugeordnet. Aber sicherlich handelt es sich vom ursprünglichen Textzusammenhang her um Engelwesen.
Dreimal heilig
Und eine jegliche der vier Gestalten hatte sechs Flügel und sie waren außen herum und inwendig voll Augen und sie hatten keine Ruhe Tag und Nacht und sprachen: Heilig, heilig, heilig ist Gott, der HERR, der Allmächtige, Der da war und Der da ist, und Der da kommt. – Gott selbst spricht ja in 2. Mose 3 bei der Offenbarung am Dornbusch zu Mose: Ich bin, Der Ich bin; Ich werde sein, Der Ich sein werde. Der da ist, Der da war und Der da kommt: Gott ist allumfassend in Raum und Zeit, von Ewigkeit zu Ewigkeit, A und O, Anfang und Ende; unbegreiflich groß. Er hat das Universum geschaffen. Es gibt unzählbare Galaxien. Schon unser Sonnensystem ist für uns überwältigend an Ausdehnung und Schönheit, und die Lichtpunkte, die wir nachts sehen, sind – bis auf die Planeten unseres Sonnensystems – Sterne von anderen Galaxien. Und unendlich majestätischer und unfassbarer ist der Schöpfer der Welt!
Heilig, heilig, heilig ist Gott, der HERR: Dreimal heilig! Hier begegnet uns auch ein Hinweis auf die Dreieinigkeit: Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Ehre dem König der Könige!
Und wenn die Gestalten gaben Preis und Ehre und Dank Dem, Der da auf dem Thron saß, Der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit, fielen die 24 Ältesten nieder vor Dem, Der auf dem Thron saß und beteten Den an, Der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit und legten ihre Kronen nieder vor dem Thron und sprachen: Herr, unser Gott, Du bist würdig zu nehmen Preis und Ehre und Kraft. Denn Du hast alle Dinge geschaffen und durch Deinen Willen haben sie das Wesen und sind geschaffen. – Die Ältesten ehren Gott und nicht sich selbst, obgleich sie auch auf Thronen sitzen. Es sind Könige, die den höchsten König, den König aller Könige, ehren, die allen Ruhm an Ihn allein weitergeben. Die vier Gestalten preisen Gott, und die Ältesten fallen nieder. Ihre Throne stehen unter Gott und sie legen ihre Kronen Gott zu Füßen.
Welcher König auf Erden legt seine Krone vor einem anderen König nieder? In der Menschheitsgeschichte ist mir da kein Beispiel bekannt. Aber diese gekrönten Überwinder legen vor Gottes Thron ihre Kronen ab und sprechen das Lobpreisgebet: Du bist würdig zu nehmen Preis und Ehre und Macht. Und warum?: Du hast alles geschaffen! Die Anbeter und uns! Kein Geschöpf hat sich selbst erschaffen. Durch Deinen Willen haben sie das Wesen und sind geschaffen. Das heißt: durch den Willen Gottes werden sie bis heute erhalten. Der Schöpfer ist auch der Erhalter allen Seins.
Offenbarung 5: Das Lamm öffnet das Buch mit den sieben Siegeln
Mit Kapitel 5 kommen wir zu der bewegendsten Stelle in der ganzen Offenbarung: Das Lamm allein ist würdig, die Siegel zu öffnen! Der Thronstaat Gottes ist nicht leer, er ist voller begnadeter Wesen. Johannes weint sehr, weil niemand im ganzen himmlischen Hofstaat in der Lage ist, das Buch mit sieben Siegeln in der rechten Hand Gottes zu öffnen. Aber schließlich tritt ein Lamm auf. Es ist unscheinbar und steht da wie geschlachtet.
Und ich sah in der rechten Hand Dessen, Der auf dem Thron saß, ein Buch, beschrieben innen und außen, versiegelt mit sieben Siegeln. Und ich sah einen starken Engel, der rief mit großer Stimme: Wer ist würdig, das Buch aufzutun und seine Siegel zu brechen? Und niemand, weder im Himmel noch auf Erden noch unter der Erde, konnte das Buch auftun und hineinsehen. Und einer von den Ältesten spricht zu mir: Weine nicht! Siehe, es hat überwunden der Löwe aus dem Stamm Juda, die Wurzel Davids, aufzutun das Buch und seine sieben Siegel.
Und ich sah: Mitten zwischen den Thronen und den vier Gestalten und mitten unter den Ältesten stand ein Lamm, wie wenn es erwürgt wäre und hatte sieben Hörner und sieben Augen, das sind die sieben Geister Gottes, gesandt in alle Lande. Und Es kam und nahm das Buch aus der rechten Hand Dessen, Der auf dem Thron saß. Und da es das Buch nahm, da fielen die vier Gestalten und 24 Ältesten nieder vor dem Lamm und ein jeglicher hatte eine Harfe und goldene Schalen voll Räucherwerk, das sind die Gebete der Heiligen. Und sie sangen ein neues Lied und sprachen: Du bist würdig zu nehmen das Buch und aufzutun seine Siegel, denn Du bist erwürgt und hast mit Deinem Blut für Gott erkauft Menschen aus allen Geschlechtern und Sprachen und Völkern und Nationen und hast sie unserem Gott zu Königen und Priestern gemacht, und sie werden herrschen auf Erden.
Wer ist das Lamm?
Dieses Lamm kann niemand anderes sein als unser Herr und Heiland Jesus Christus. ER ist das Lamm, das geschlachtet wurde, Gottes Lamm, wie schon Johannes, der Täufer von Jesus bezeugte, das sich für uns als Sühnopfer für unsere Sünden gab. ER selbst war unschuldig und ging für uns an das Kreuz. Das Lamm gilt unter den Tieren als das geduldigste und wehrloseste Tier. Es wehrt sich nicht und schreit nicht, wenn es zur Schlachtbank geführt wird. Es vergießt lediglich Tränen. Genau so handelte Jesus Christus auf dem Weg nach Golgatha. In Gethsemane ergab ER Seinen Willen als Sohn in den Willen Gottes des Vaters. Seine Seele war betrübt bis in den Tod und Sein Schweiß rann wie Blutstropfen, aber um unserer Rettung und Seligkeit willen widerstrebte ER dem Leidensweg nicht.
Lamm ist in Offenbarung 5 also eine Bezeichnung für den Sohn Gottes, obgleich ER im selben Kapitel auch als der Löwe von Juda bezeichnet wird. Durch Sein Opfer auf Golgatha hat ER die Vollmacht, das Buch mit den sieben Siegeln, den Gerichtssiegeln zu öffnen. Dieses zarte, wehrlos scheinende Lamm leitet die Gerichte über die Welt ein, die Es abgelehnt hat.
Wie wird dieses Lamm beschrieben? Es hat sieben Hörner. Diese Hörner sind Symbole Seiner Macht. Die sieben Augen sind Symbole Seiner Weisheit, Seines Allwissens, Seiner Allgegenwart. Die sieben Geister sind ein Ausdruck für den Heiligen Geist, den Jesus Christus denen schenkt, die Ihn aufnehmen. Geschlachtet wurde Jesus Christus, Gottes Lamm am Kreuz von Golgatha für die Sünde der Welt.
Alle Knie werden sich beugen
Und Es kam und nahm das Buch aus der rechten Hand dessen, Der auf dem Thron saß. Dies macht deutlich, dass Jesus Christus zur rechten Hand (zur Rechten) Gottes des Vaters sitzt, was Seinen Stand, Seine Gerechtigkeit und Heiligkeit ausdrückt. Gott, der Vater, wird hier – wie auch an anderen Stellen – mit irdischen Bildern als Person dargestellt, mit Händen und Füßen. Und als das Lamm das Buch nahm, fielen alle anderen Wesen anbetend nieder, nicht nur vor Gott, dem Vater, sondern auch vor dem Lamm.
Auch in Philipper 2 steht zu lesen, dass alle Kreatur ihre Knie beugen wird vor dem Herrn und bekennen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters. Alle, die es zu Lebzeiten versäumt haben, werden ihre Knie beugen müssen. Sie sind dann verloren, aber sie werden sehen, was sie versäumt haben, nämlich sich zu Jesus Christus zu bekehren, zu Ihm zu kommen und Ihn als ihren Heiland anzunehmen. Möge jeder, der dies liest, diese Entscheidung bei Lebzeiten treffen und sie nicht hinausschieben. Heute, wenn ihr Seine Stimme hört, verstockt eure Herzen nicht! So mahnt uns Gottes Wort (Hebräer 3,15). Wir wissen nicht, wann der Herr uns abruft und wann unser letzter Tag anbricht.
In Kapitel 6 wird die Öffnung der ersten 6 Siegel des Gerichts beschrieben. Vor der Öffnung des 7. Siegels (Kapitel 8) werden in Kapitel 7 die 144.000 und die große Schar vorgestellt.
Was bedeutet 144.000?
Wir lesen die Verse 4-8 aus Offenbarung 7: Und ich hörte die Zahl der Versiegelten: 144 000 Versiegelte aus allen Stämmen der Kinder Israels …
144 000 = 12 x 12 x 1000
Die Zahl 12 hat eine vielfache Bedeutung:
- Die 12 Stämme Israels, die ja dann auch ausdrücklich folgen
- Die 12 Apostel als Repräsentanten der Stämme Israels im Neuen Bund
Es ist eine Potenzierung (Steigerung) der Zahl 12, also eine vollkommene Zahl von Geretteten – und zwar aus den Stämmen Israels, die ausdrücklich namentlich genannt werden. Die Zahl 1000, der letzte Multiplikationsfaktor hat die Bedeutung von einer großen Menge, einer Vielzahl. Deshalb spricht man auch vom Tausendjährigen Reich, ein Reich noch nie da gewesenen Segens, noch nie da gewesener Fülle und Herrlichkeit. Und weil hier solche Vollkommenheitszahlen genannt werden, gehe ich davon aus, dass sie in diesem Fall als Symbolzahlen zu sehen sind, die einfach eine Vollkommenheit der Versiegelten aus den Stämmen Israels zum Ausdruck bringen.
Es gibt Gruppen und Sekten, wie etwa die Zeugen Jehovas, die die Auslegung genau umgekehrt vornehmen und diese Zahl wörtlich nehmen, aber sie dann nicht auf Israel beziehen, sondern auf die eigene Sekte. Es sind 144 000 besonders zubereitete Zeugen Jehovas, wird dann gesagt. Aber sie erkennen nicht, dass hier eine Vollkommenheitszahl vorliegt und dass es sich dabei folglich um eine symbolische Zahl handelt.
Wer gehört zur großen Schar der Erlösten?
Jetzt kommen wir zu Vers 9, der Schilderung der großen Schar. „Nach diesem sah ich, und siehe, eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen, die standen vor dem Thron und vor dem Lamm, bekleidet mit weißen Kleidern, und Palmzweige waren in ihren Händen.“
Zur großen Schar zählen mit Gewissheit diejenigen, die aus der großen Drangsal kommen (siehe Vers 14). Aber bestimmt werden auch all die anderen aus den Nationen, die um des Glaubens an Jesus willen getötet werden, die Jesus treu geblieben sind, dabei sein – die ganze Gemeinde der Geretteten aus allen Jahrhunderten und Jahrtausenden. Alle werden sie einmal vor dem Thron und dem Lamm stehen mit weißen Kleidern, alle, die durch das Blut des Lammes gereinigt sind.
Es ist interessant, dass bei den Stämmen Israels von einer überschaubaren Zahl gesprochen wird, auch wenn es eine symbolische Vollzahl sein dürfte. Aber hier nun heißt es ausdrücklich: „eine Schar, die niemand zählen konnte“. Gott kann sie sicherlich trotzdem zählen, aber sie wird so groß sein, dass ein Mensch sie nicht zählen kann. Deshalb denke ich, dass es nicht nur die Schar ist aus der begrenzten Zeit der 70. Jahrwoche nach Daniel Kapitel 9, die ja nur 7 Jahre umfasst, sondern dass sie sich sicher aus allen Generationen der Christenheit zusammensetzt, eine Schar, die sehr groß ist, vom ersten Jahrhundert bis zur Wiederkunft unseres HERRN in Herrlichkeit. Es sind wahrscheinlich Abermillionen von Menschen. Aber wir wollen nicht anfangen, sie aufzuzählen, weil das kein Mensch fertig bringen würde. Es muss jedenfalls eine riesige Versammlung sein.
Danach wird in Kapitel 8 die Öffnung des 7. Siegels beschrieben.
Das 7. Siegel und die vier ersten Posaunen
1 Und als es (das Lamm) das siebte Siegel öffnete, entstand eine Stille im Himmel, etwa eine halbe Stunde lang.
2 Und ich sah die sieben Engel, die vor Gott standen, und es wurden ihnen sieben Posaunen gegeben.
3 Und ein anderer Engel kam und stellte sich an den Altar. Der hatte ein goldenes Räucherfass, und ihm wurde viel Räucherwerk gegeben, damit er es zusammen mit den Gebeten aller Heiligen auf dem goldenen Altar darbringe, der vor dem Thron ist.
4 Und der Rauch des Räucherwerks stieg auf vor Gott, zusammen mit den Gebeten der Heiligen aus der Hand des Engels.
5 Und der Engel nahm das Räucherfass und füllte es mit Feuer vom Altar und warf es auf die Erde, und es geschahen Stimmen und Donner und Blitze und ein Erdbeben.
6 Und die sieben Engel, welche die sieben Posaunen hatten, machten sich bereit, in die Posaunen zu stoßen.
7 Und der erste Engel stieß in die Posaune, und es entstand Hagel und Feuer, mit Blut vermischt, und wurde auf die Erde geworfen. Und der dritte Teil der Bäume verbrannte, und alles grüne Gras verbrannte.
8 Und der zweite Engel stieß in die Posaune. Und es wurde etwas wie ein großer, mit Feuer brennender Berg ins Meer geworfen, und der dritte Teil des Meeres wurde zu Blut.
9 Und der dritte Teil der Geschöpfe im Meer, die Leben hatten, starb. Und der dritte Teil der Schiffe ging zugrunde.
10 Und der dritte Engel stieß in die Posaune. Da fiel ein großer Stern vom Himmel, brennend wie eine Fackel, und er fiel auf den dritten Teil der Flüsse und auf die Wasserquellen.
11 Und der Name des Sternes heißt „Wermut“. Und der dritte Teil der Gewässer wurde zu Wermut, und viele Menschen starben von den Gewässern, weil sie bitter geworden waren.
12 Und der vierte Engel stieß in die Posaune, da wurde der dritte Teil der Sonne und der dritte Teil des Mondes und der dritte Teil der Sterne geschlagen, damit der dritte Teil von ihnen verfinstert wurde und der Tag ein Drittel seiner Leuchtkraft verlor und die Nacht in gleicher Weise.
13 Und ich sah und hörte einen Engel (andere Übersetzungen sagen „einen Adler“), der in der Mitte des Himmels flog und mit lauter Stimme rief: „Wehe, wehe, wehe denen, die auf der Erde wohnen, wegen der übrigen Posaunenstöße der drei Engel, die noch in die Posaune stoßen sollen.“
Das siebte Siegel mündet unmittelbar in die sieben Posaunen. Es besteht ein unmittelbarer Zusammenhang: Als das Feuer auf die Erde geworfen wird und die Stimmen, Donner, Blitze und Erdbeben geschehen, da blasen die Engel in die Posaunen.
Bei den sechs ersten Siegeln war die Lage bereits ernst. Aber jetzt wird sie noch ernster. Das Gericht spitzt sich zu. Bei den ersten sechs Siegeln ereigneten sich schon schlimme Gerichte; bei den Posaunen findet eine Steigerung statt. Und bei den Zornschalen, die wiederum aus der 7. Posaune hervorgehen werden, ist noch eine weitere Steigerung vorhanden.
Die Öffnung der ersten sechs Posaunen wird ausführlich in Kapitel 8 und 9 beschrieben. In Kapitel 10 tritt ein mächtiger Gerichtsengel auf. Danach folgt in Kapitel 11 der Bericht über die zwei Zeugen Gottes.
Das Auftreten der zwei Zeugen
Offenbarung Kapitel 11, Vers 3: Und ich will Meinen zwei Zeugen geben, dass sie weissagen werden 1 260 Tage lang, bekleidet mit Sacktuch.
Diese 1 260 Tage befinden sich in der ersten Hälfte der Danielischen Jahrwoche, den ersten 3 ½ Jahren bis zur Mitte. In dieser Zeit werden die beiden Zeugen weissagen und das Wort Gottes in diese dunkle Zeit hinein verkündigen, nachdem der Antichrist schon begonnen hat, seine Herrschaft aufzurichten. Sie werden noch viele zur Umkehr rufen. Es ist sehr gnädig vom HERRN, dass Er immer wieder solche Boten schickt und Gnadenzeit schenkt für solche, die es noch hören können und wollen. Auch heute redet Er durch Seine Boten.
Warum sind es eigentlich zwei Zeugen? Als der HERR Jesus zum ersten Mal als Mensch auf diese Erde kam, ging ein Zeuge voraus, und das war Johannes der Täufer. Dieser kam im Geist und in der Macht des Propheten Elia (Lukas 1,17). Wenn Jesus bei der zweiten Ankunft wiederkommt, gehen zwei Zeugen voraus. Dabei wird vermutlich einer auch wieder im Geist und der Macht des Elia auftreten – und ein zweiter in der Macht, die Mose gegeben war, was die näheren Charakterisierungen der zwei Zeugen in den folgenden Versen bestätigen. Es sind zwei Zeugen, weil es in 5. Mose Kapitel 19, Vers 15 heißt, dass etwas nicht gültig sein soll, wenn es nur einer bezeugt, vor allem, wenn es um die Schuld geht. Wenn jemand wegen einer Schuld verurteilt werden sollte, sollte das Urteil auf den Hinweis auf zwei oder drei Zeugen hin gültig sein.
Im Zusammenhang mit dem Auftreten der zwei Zeugen wird die 7. Gerichtsposaune geblasen.
Die siebte Posaune
15 Und der siebte Engel stieß in die Posaune: Da ertönten laute Stimmen im Himmel, die sprachen: „Die Königreiche der Welt sind unserem HERRN und Seinem Gesalbten zuteil geworden, und Er wird herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit.
16 Und die vierundzwanzig Ältesten, die vor Gott auf ihren Thronen saßen, fielen auf ihr Angesicht und beteten Gott an und sprachen:
17 „Wir danken Dir, o HERR, Gott, Du Allmächtiger, der Du bist und der Du warst (und der Du kommst fehlt in den meisten griechischen Handschriften), dass Du Deine große Macht an Dich genommen und die Königsherrschaft angetreten hast.
18 Und die Völker sind zornig geworden, und Dein Zorn ist gekommen und der Zeitpunkt (griech. kairos), dass die Toten gerichtet werden und dass Du Deinen Knechten, den Propheten, den Lohn gibst und den Heiligen und denen, die Deinen Namen fürchten, den Kleinen und den Großen, und dass Du die verdirbst, welche die Erde verderben.“
19 Und der Tempel Gottes im Himmel wurde geöffnet, und die Lade Seines Bundes wurde sichtbar in Seinem Tempel. Und es geschahen Blitze und Stimmen und Donner und ein Erdbeben und ein großer Hagel.
Der Sieg Gottes über die von Ihm abgefallene Welt wird hier verkündet, und zwar so, dass die Knechte, die Propheten, den Lohn bekommen, aber auch die Heiligen und alle, die Seinen Namen fürchten, Klein und Groß. Sie werden belohnt; aber über die Erde ergehen nun die letzten Gerichte in Gestalt der Zornschalen. Das ist die Botschaft der siebten Posaune.
Die Völker sind zornig, weil sie gegen Gott und Seinen Gesalbten wüten und toben wie nie zuvor, auch als die zwei Zeugen aufgetreten sind, die sie ja dann sogar getötet haben. Deshalb entbrennt Gottes Zorn jetzt und wird in Gestalt der Zornschalen vom Himmel her über diese unbußfertige Welt ausgegossen. Und jetzt, so denke ich persönlich, ist auch der Zeitpunkt gekommen, an dem Gott Seine Knechte hinweg nimmt: die Entrückung der Gemeinde!
Es gibt verschiedene Hinweise zu dieser Stelle, die darauf hindeuten. Zunächst: Gottes Zorn ist gekommen. Ferner: Es ist die Zeit gekommen – hier steht nicht „chronos“ (Zeitlauf) oder auch Frist, die in einem linearen Vorgang abgelaufen ist, sondern hier steht der Zeitpunkt (kairos). Es ist der Zeitpunkt gekommen, wo „en atomo“, in einem Augenblick das geschieht, was Gott an anderen Stellen vorausgesagt hat, nämlich: dass die Toten gerichtet werden und „dass du deinen Knechten, den Propheten, den Lohn gibst und den Heiligen und denen, die deinen Namen fürchten, den Kleinen und den Großen, und dass du die verdirbst, welche die Erde verderben.“ Die Knechte Gottes bekommen den Lohn (vgl. das Preisgericht in 1. Korinther 3); die anderen, die die Erde verderben, werden verderbt. Hier findet sich dieses Doppelte, das in der 7. Posaune enthalten ist: Lohn den Gerechten – Verderben den Ungerechten, die trotz all der Gerichte, die schon ergangen sind, nicht Buße tun wollen.
In den Kapiteln 12 und 13 erfolgt ein Einschub, gewissermaßen eine Rückblende und Großaufnahme mit Blick auf zentrale heils- und endgeschichtliche Ereignisse.
Wer ist die Sonnenfrau?
Kapitel 12: Und ein großes Zeichen erschien im Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Füßen, und auf ihrem Haupt eine Krone mit zwölf Sternen … Über die Bedeutung dieser Frau wurde schon oft gerätselt. Wer ist sie?
Es gibt darüber hauptsächlich drei Deutungen: 1. Israel 2. Maria, die Mutter Jesu 3. Die christliche Gemeinde. Ich persönlich denke, dass alle drei Deutungen ihre Berechtigung haben, miteinander zusammenhängen und auseinander hervorgehen. Zunächst einmal symbolisiert diese Frau Israel, welches den Messias hervorbringt (das Heil kommt von den Juden; Johannes 4, 22), im weiteren Maria als Tochter Israels, die den Messias buchstäblich zur Welt bringt, und schließlich die christliche Gemeinde, welche zusammengesetzt ist aus Judenchristen und Heidenchristen (Epheser 2) und die von dem Drachen (dem Teufel) blutig verfolgt wird.
- Israel: In der Heilsgeschichte sehen wir, dass Israel, das Volk Gottes, im alten Bund immer wieder blutig verfolgt wurde. Ob durch die Assyrer, die Babylonier, die Perser, die Griechen oder die Römer – immer wieder wurde dieses kleine Volk bedrängt und über alle Länder zerstreut.
- Maria: Sie ist die Tochter Israels und aus ihrem Schoß wurde der Messias geboren.
- Die christliche Gemeinde: Sie ist das neue Israel, welches aus Heiden- und Judenchristen zusammengesetzt ist. Der Zaun der Feindschaft zwischen den Heidennationen und Israel ist abgebrochen. Sie sind eins geworden in Christus und werden bis ans Ende der Weltzeit zusammen verfolgt (Epheser 2, 13 – 18).
Der Drache mit sieben Köpfen
Und es erschien ein anderes Zeichen im Himmel: siehe, ein großer, feuerroter Drache, der hatte sieben Köpfe und zehn Hörner und auf seinen Köpfen sieben Kronen. Der Drache ist der Satan. Die Erwähnung seiner Größe zeigt, dass er große Macht hat; aber er ist nicht allmächtig wie Gott. Feuerrot bedeutet Blut, Mord, Grausamkeit – Zähne, die die Gläubigen zerreißen werden. Gott lässt dies eine Zeitlang zu, aber es heißt immer wieder uns zum Trost: „Es wurde ihm (dem Drachen) gegeben…“ Von wem wird dem Drachen Macht gegeben? Von Gott! In allem und über allem, auch über den Satan behält Gott, der Allerhöchste, die Macht. Auch der Teufel muss an der Leine Gottes gehen – siehe Hiob: Der Teufel darf ihm durch Gottes Erlaubnis alles nehmen, auch seine Gesundheit, aber nicht sein Leben.
Der Drache besitzt sieben Köpfe. Nun ist die Zahl sieben ja eigentlich die Zahl Gottes. Fällt uns das auf? Alles Göttliche wird vom Widersacher, dem Teufel, nachgeäfft! Der Seelenfeind versucht, Gott nachzuahmen. Er ist bemüht, sich mit dem Göttlichen zu tarnen. (Später wird dann doch die Zahl des Antichristen – die 666 – genannt). Der Kopf ist das Symbol für Weisheit. Es wird eine vollkommene (die Zahl Sieben) Weisheit vorgetäuscht.
Nun hängen diese sieben Köpfe auch mit den sieben Bergen und den sieben Königen zusammen, welche später in der Parallelstelle Offb. 17, 9 – 11 erwähnt werden: Hier ist der Verstand nötig, der Weisheit hat! Die sieben Köpfe sind sieben Berge, auf denen die Frau sitzt (nämlich die Hure Babylon!); und es sind sieben Könige: Fünf sind gefallen, und der eine ist da – der andere ist noch nicht gekommen; und wenn er kommt, muss er für eine kurze Zeit bleiben. Und das Tier, das war und nicht ist, ist auch selbst der achte, und es ist einer von den sieben, und es läuft ins Verderben. Dieser Text ist geheimnisvoll, aber nicht unverständlich. Hieran kann man erkennen, dass Gottes Wort durch Gottes Wort ausgelegt wird, indem man die jeweiligen Parallelstellen berücksichtigt.
Die sieben Köpfe sind also sieben Berge. Es war zur Zeit des Apostels Johannes, im ersten Jahrhundert nach Christus, eindeutig, dass mit den sieben Bergen die Stadt Rom gemeint war. Die antichristliche Herrschaft bezieht sich also – in welcher Weise auch immer – auf Rom bzw. auf das Römische Reich. So ist es nicht spekulativ, sondern biblisch sehr eindeutig, dass das antichristliche Reich mit Rom und mit Europa in engem Zusammenhang steht! (Hier möchte ich auf mein Buch verweisen: „Europa – das wiedererstehende römische Reich?“) In Europa wurden die römischen Verträge geschlossen; in Rom auf dem Kapitol wurde die Europaverfassung unterzeichnet, und die Römisch-Katholische Kirche brachte und bringt viel Antichristliches, Unbiblisches in die Christenheit hinein. Ich möchte erwähnen, dass schon allein die Papstherrschaft in gewisser Weise die Verehrung des römischen Kaisers fortsetzt, wenn ein Mann angeblich die Stelle Christi einnimmt und behauptet, der Nachfolger des Apostels Petrus zu sein, wobei ganz klar ist, dass die wirklichen Apostel Jesu Christi keine Amts-Nachfolger hatten (vgl. hierzu ausführlicher die Beweisführung in meinem Buch: „Neuapostolische Kirche – gibt es wieder Apostel?“).
Sieben Könige – sieben historische Weltreiche
Rom steht also für die Zusammenballung der antichristlichen Macht. Wer sind nun aber die sieben Könige? Ich verstehe darunter verschiedene Reiche, die gewesen sind, jetzt da sind und noch kommen werden. Wenn man die großen Weltreiche der Vergangenheit auflistet, so kommt man tatsächlich auf die Zahl sieben:
- Das historisch älteste ist das ägyptische Großreich der Pharaonen.
- Das assyrische Weltreich
- Das babylonische Weltreich
- Das medo-persische Weltreich
- Griechenland.
Diese fünf Reiche waren alle untergegangen, als Johannes die Offenbarung empfängt – fünf sind gefallen… -.
- …der eine ist da…: Dies bezieht sich auf das sechste, das römische Weltreich, welches zur Zeit des Johannes bestand.
- …der andere ist noch nicht gekommen…: Dies wird das siebte, das antichristliche Reich sein.
Zehn Hörner – zehn antichristliche Machtzentren
…sieben Köpfe und zehn Hörner…: Die Hörner muss man von den Köpfen unterscheiden. Die zehn Hörner werden in Offenbarung 17 Vers 12 entschlüsselt: Und die zehn Hörner, die du gesehen hast, sind zehn Könige, die noch kein Reich empfangen haben; aber sie erlangen Macht wie Könige für eine Stunde zusammen mit dem Tier. Da die zehn Könige noch kein Reich empfangen hatten, bedeutet dies, dass es zukünftige Herrscher sein werden. Ich schließe auf ein zukünftiges Weltreich, symbolisiert durch zehn Hörner. Die Könige sind eines Sinnes mit dem Tier, mit dem sie ihre Macht empfangen und welchem sie sich unterordnen (…sie geben ihre Macht dem Tier).
Meines Erachtens symbolisieren die zehn Hörner zehn Machtzentren. Das Horn ist in der Bibel ein Symbol für Macht und Stärke, – man denke dabei z. B. an das spitze Horn des Stieres. Ich denke, dass dieses Bild auf zehn Staatenblöcke hinweist, die sich weltweit herausbilden und eine Weltregierung schaffen werden. Das Reich des Antichristen in Offenbarung 13 wird eine Weltherrschaft ausüben, welche meines Erachtens Europa (Rom!) zum Zentrum wählen wird. Mitglieder dieser zehn Machtblöcke könnten z. B. bestehende oder im Aufbau befindliche Staatenzusammenschlüsse wie die EU, die OPEC-Staaten, die Contadora-Staaten, die zentralafrikanischen Staaten usw. sein. So haben sich schon viele dieser Machtblöcke herausgebildet oder sind dabei, dies zu tun. Alle auf Erden (außer den wahrhaft Gläubigen) werden das Tier anbeten, wenn sich diese Staatenblöcke zu einer Weltregierung zusammenschließen. Dieser Zusammenschluss zeichnet sich in der Politik schon ab. So gibt es z. B. die UNO und den Weltsicherheitsrat; eine Weltarmee und eine Weltpolizei bilden sich heraus. Zwecks besserer Kontrolle wird die Welt in überschaubare Staatenblöcke, wie z. B. die oben genannten, aufgeteilt.
Hier stellt sich uns die Frage: Lassen wir uns von Satans Macht blenden oder durchschauen wir den Betrug seines äußeren Glanzes?
Der Antichrist und sein falscher Prophet werden nicht lange herrschen! Ihre Zeit ist begrenzt auf die siebzigste Jahrwoche, also auf sieben Jahre, wobei der Höhepunkt seiner Machtentfaltung, die dunkelste Zeit, 42 Monate, also 3,5 Jahre währen wird. Dann wird der Herr Jesus kommen und ihn richten.
Wir fassen zusammen: Die Offenbarung ist nicht streng chronologisch aufgebaut. Es finden sich immer wieder Blöcke, die zusammenhängen. Bei Kapitel 12 erfolgte zum Beispiel ein neuer Einsatz: Die Sonnenfrau trat auf; die Geburt Jesu, die Verfolgung Jesu und Seiner Gemeinde wurde beschrieben – und dann der Kampf Michaels mit dem Drachen. Und jetzt, nachdem sich die Entwicklung bis zum Antichristen und seinem falschen Propheten zugespitzt hat, wird in Kapitel 14 bereits das Siegeslied der Erlösten eingeblendet, obwohl uns anschließend noch die Schilderung der Zornschalengerichte begegnet sowie die Beschreibung der Hure Babylon. Offenbarung 14, 1 ff. stellt also keine chronologische Stufe dar, sondern beschreibt bereits den Vorausblick auf die Vollendung der Erlösten (und zwar aus der Einheit von Juden- und Heidenchristen bestehend; Eph. 2), die dieses Siegeslied im himmlischen Zion singen.
In Kapitel 14 treten drei Engel auf. Der erste verkündet ein „ewiges Evangelium“.
Was heißt „ewiges Evangelium“?
Was heißt nun „ewiges Evangelium“ (griech. „euangelion aionion“)? Es ist das Evangelium, das Gott als den Schöpfer und Vollender von Ewigkeit zu Ewigkeit verkündet:
- Er, der alles geschaffen hat,
- Er, der alles vollenden wird,
- Er, der allein anzubeten ist,
- Er, den allein alle fürchten und ehren sollten.
Er wird jetzt noch einmal der ganzen Menschheit verkündet – Er, der Allherrscher, der Pantokrator, wie es im Griechischen heißt. Deshalb wird dieses Evangelium von jeder Nation, von jedem Volksstamm, von jeder Sprache und von jedem Volk gehört. Und es wird mit lauter Stimme verkündet, nicht leise. Man soll dem Allherrscher Ehrfurcht erweisen (und nicht den beiden Tieren, die so großartig auftreten), denn Gott steht über allem.
Gefallen ist Babylon!
Offenbarung Kapitel 14, Vers 8: Und ein anderer Engel folgte ihm. Der sprach: „Gefallen, gefallen ist Babylon, die große Stadt, weil sie mit dem Glutwein ihrer Unzucht alle Völker getränkt hat!“
Hier sehen wir ganz klar, dass dies eine Vorausschau ist. Denn jeder Bibelkenner weiß, dass die Hure Babylon dann noch einmal ausführlich, gewissermaßen unter dem Vergrößerungsglas, in Offenbarung Kapitel 17 und ihr Fall in Offenbarung Kapitel 18 beschrieben wird. Bevor diese bedrückenden Kapitel über diese Vermischerin – Babel, die Große, das Geheimnis, die Mutter aller Huren – beginnen, wird vorher schon ihr Fall verkündet. Da weiß man schon, dass der Sieg errungen ist. Wie wunderbar! Deshalb ist für mich die Offenbarung kein finsteres Buch. Es ist ein Trostbuch, es ist ein freudiges Buch, es ist von vorne bis hinten ein Siegesbuch Jesu Christi!
Warnung vor der Annahme des Malzeichens
Offenbarung Kapitel 14, Verse 9 und 10: Und ein dritter Engel folgte ihnen, der sprach mit lauter Stimme: „Wenn jemand das Tier und sein Bild anbetet und das Malzeichen auf seine Stirn oder auf seine Hand annimmt, so wird auch er von dem Glutwein Gottes trinken, der unvermischt eingeschenkt ist in dem Kelch Seines Zornes.“
Hier finden wir eine ganz konkrete Warnung. Es gibt ja viel über den Antichristen und über den falschen Propheten zu sagen, der dazu verleitet, sich dieses Malzeichen zu geben: das Kennzeichen, dass man sich dem System der Gottesfeindschaft, der Dämonie unterwirft. Es existieren bekanntlich die unterschiedlichsten Deutungen, was dieses Malzeichen bedeuten könnte. Eindeutig ist, dass es die Zahl des Namens des Tieres ist: 666. Das Malzeichen besitzt also einen Zahlenwert. Wenn der Antichrist in persona – es existieren natürlich viele Vorläufer – auftreten wird, kann man ihn anhand des Zahlenwertes, der in diesem Mal-zeichen enthalten ist, identifizieren.
Die sieben Zornschalen Gottes
In Kapitel 15 und 16 werden die sieben Zornschalen Gottes ausführlich beschrieben. Wir wissen, dass es in der Offenbarung verschiedene Reihen von Gerichten in ständiger Steigerung gibt. Am Anfang waren es die Siegelgerichte. Aus dem siebten Siegelgericht geht die Reihe der Posaunen- oder Trompetengerichte hervor. Und aus der siebten Posaune geht nun die Reihe der sieben Zornschalengerichte hervor. Aber es wird immer wieder die Gemeinde der Erlösten eingeblendet, die zur Zeit der siebten Posaune bereits entrückt ist und die im Himmel den HERRN mit den Harfen preist, wie es im Lied des Lammes so schön beschrieben wird (Offenbarung Kapitel 15). Aber jetzt ist die Zornglut Gottes über die gottlose Menschheit auf Erden entbrannt. Rauch steigt in Seinem Tempel auf, die Herrlichkeit Gottes offenbart sich. Und niemand kann in den Tempel hineingehen, bis die sieben Plagen der sieben Engel vollendet sind.
In Kapitel 17 und 18 folgt die Beschreibung der Hure Babylon und ihres Untergangs.
Satan, Antichrist, falscher Prophet und Hure Babylon
Bisher traten in der Offenbarung ausführlich drei Hauptgestalten der Finsternis auf:
- Der Drache, der Satan
- Das Tier aus dem Völkermeer, der Antichrist, der Sohn des Satans (in der Nachahmung Jesu Christi innerhalb der göttlichen Dreieinigkeit)
- Das Tier aus der Erde, der falsche Prophet, der den Heiligen Geist nachäfft und Zeichen und Wunder tut
Und nun, schon in den vorherigen Kapiteln angedeutet, aber jetzt ausführlicher beschrieben, erscheint Babylon, die Große; die Hure und die Mutter aller Hurerei und aller Gräuel auf Erden. Was ist das Hauptkennzeichen einer Hure? Sie ist keine treue und gottesfürchtige Ehefrau, sondern eine gottlose Person, die es mit allen möglichen Personen treibt. Im übertragenen Sinne wird Hurerei im gesamten Alten und Neuen Testament auch immer als Symbol für Götzendienst verwendet: Man dient nicht dem einzigen wahren Gott, wie Er sich im Ersten Gebot geoffenbart hat: „Ich bin der HERR dein Gott … Du sollst keine anderen Götter neben Mir haben“ (2. Mose 20, 2 f.). Man folgt nicht Jesus allein nach, der gemäß Johannes Kapitel 14, Vers 6, Apostelgeschichte Kapitel 4, Vers 12, und 1. Korinther Kapitel 3, Vers 11, der einzige Weg zu Gott dem Vater, die einzige Quelle des Heils und das einzige Fundament des Lebens ist. Stattdessen ist eine Hure bzw. hurerische Kirche eine, die mit allen Religionen buhlt, hurt, sich vermischt, sich vereinigt. Babylon repräsentiert die große Ökumene der Endzeit.
Brautgemeinde contra Babylon
Hier nun eine Gegenüberstellung darüber, was die Heilige Schrift über den Unterschied zwischen Brautgemeinde Jesu Christi und Hure Babylon sagt.
Die Gemeinde ist die Braut. – Die Hure ist die von Gott abgefallene Kirche, die nichts mehr mit Seiner Wahrheit zu tun hat.
Die Gemeinde ist Jesus Christus untertan. – Die Hure aber sitzt auf dem Tier, dem Antichristen (Offenbarung Kapitel 17, Vers 3)
Die Gemeinde hat ihre Verheißung im neuen himmlischen Jerusalem. – Die Hure ist das große Babylon, das untergehen wird.
Die Gemeinde ist ein Organismus, etwas Lebendiges, durch Gottes Geist geprägt und belebt.- Die Hure dagegen ist eine Weltorganisation, die durch Druck, Zwang und falsche Religiosität aufgebaut wird. Sie wird von Menschen organisiert und ist nicht von Gottes Geist lebendig gestaltet.
Die Gemeinde ist arm. – Die Hure schmückt sich mit kostbarsten Gewändern. Sie will äußerlich etwas scheinen und gelten.
Die Gemeinde geht durch irdische Niedrigkeit, Verachtung und Verfolgung hindurch zur himmlischen Herrlichkeit. – Die Hure ist auf Geld und Macht aus. Sie ist äußerlich prachtvoll, aber innerlich tot. In ihr finden sich Fäulnis und Moder.
Die Gemeinde passt sich nicht dem Zeitgeist an, sondern ist Salz und Licht der Welt. – Die Hure stellt sich der Welt gleich und vertauscht Gottes Geist mit dem Zeitgeist.
Die Gemeinde hält Jesus Christus als dem einzigen HERRN und Erlöser die Treue und lehnt jede Religionsvermischung ab. – Die Hure betreibt Hurerei, das heißt, sie setzt heidnische Götzen mit dem Gott der Bibel gleich und vermischt die Religionen und Ideologien.
Die Gemeinde setzt sich aus Gläubigen in allen Denominationen zusammen, die nur Gott wirklich kennt. (Der Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR sieht das Herz an; 1. Samuel Kapitel 16, Vers 7). – Die Hure bringt die wahrhaft Gläubigen innerhalb der Denominationen, aber auch die, die schon außerhalb sind, zunehmend in Bedrängnis. Sie werden als Sektierer, als Fundamentalisten und ähnliches an den Pranger gestellt.
Die Gemeinde fällt nicht auf falsche Zeichen und Wunder herein, die in der Endzeit besonders zunehmen (Matthäus Kapitel 24, Vers 24). – Die Hure lenkt durch falsche Zeichen und Wunder von den rettenden Wunden Jesu ab (2. Thessalonicher Kapitel 2, Vers 9 und Offenbarung Kapitel 13, Vers 13). In Verbindung mit dem falschen Propheten wird sie den Leuten eine Gaukelzauberkomödie vorführen. Prüfen wir gerade auch solche Dinge!
Die Gemeinde wartet auf Jesu Wiederkunft. Sie bereitet Jesus Christus den Weg, indem sie viele in Seine Nachfolge ruft. – Die Hure, die falsche Religion, bereitet dem Antichristen den Weg, der sie zunächst für sein religiöses Gaukelwerk missbraucht, um sie anschließend fallen zu lassen.
In dieser Situation stehen wir zusehends. Wir merken, wie sich der babylonische Sauerteig ausbreitet. Deshalb müssen wir wachsam sein, damit wir nicht in den Sog der Vermischung hineingezogen werden! Prüfen wir also, wo wir stehen, wo unsere Gemeinde steht und ziehen wir die Konsequenzen!
Die Hochzeit des Lammes
Nach dem Fall der Hure Babylon (beschrieben in Kapitel 18) folgt in Kapitel 19 das Thema: Die Hochzeit des Lammes. Im Mittelpunkt steht der Sieg Jesu Christi, welcher als der Reiter auf dem weißen Pferd geschildert wird.
Wer ist die Braut des Lammes?
Wir stehen hier anbetend vor dem HERRN, der in solcher Pracht und Herrlichkeit erscheint. Er ist der Bräutigam, das Lamm von Golgatha. Wer ist nun Seine Braut? Die Braut Jesu Christi sind alle Erlösten zu allen Zeiten!
Es sind zunächst die Erlösten aus Israel, die alttestamentlichen Gerechten, die auf das Kommen des Messias gewartet und an den Gott Israels geglaubt haben als den einzig lebendigen Gott. Diese haben die Opfer im Alten Bund für ihre Sünden dargebracht als Vorschattung auf das einzige gültige, wahre und vollkommene Opfer Jesu Christi, das Gott und die Welt wirklich versöhnt, sofern die Menschen darauf vertrauen, daran glauben.
Weiter ist die Braut Jesu die Gemeinde des Neuen Bundes, die bis zur Entrückung auf der Erde gewandelt ist. Die letzte Generation der Gemeinde Jesu auf Erden wird die Entrückung erleben, welche meines Erachtens in der Mitte der Trübsalszeit, zur Zeit der letzten, der siebten Posaune (siehe Offenbarung 11 und die dortige Auslegung) zu erwarten ist.
Zur Braut Jesu gehören schließlich auch die Märtyrer der restlichen Trübsalszeit, welche die zweite Hälfte (3 ½ Jahre) der großen Trübsal (insgesamt 7 Jahre, siehe Daniel 9) umfasst. Auch diese Blutzeugen Jesu werden am Ende der Trübsal in die Herrlichkeit Gottes, in das Reich Jesu Christi aufgenommen und treten die Königsherrschaft mit Jesus an.
Der Sieger auf dem weißen Pferd
Jetzt aber erscheint Jesus als Sieger! Und ich sah den Himmel geöffnet: Apokalypsis! Offenbarung! Der Vorhang, der über dem unsichtbaren göttlichen Wirken lag, wird weggezogen. Die himmlische Herrlichkeit wird sichtbar geoffenbart!
… und siehe, ein weißes Pferd,: Dieses weiße Pferd ist ein gewaltiges Symbol! Es ist kein irdisches Pferd, sondern ein himmlisches Symbol für den Sieg Jesu Christi, der jetzt aus der Verborgenheit in die Sichtbarkeit tritt. Die Ihm nachfolgen, reiten übrigens auch auf weißen Pferden. Die Farbe Weiß ist hier das Zeichen der absoluten Reinheit. Das Pferd steht als Bild des Siegesrosses für den absoluten Sieg Jesu Christi. Der Sünderheiland reitet nun nicht mehr wie bei Seinem ersten Kommen auf einem Esel in Jerusalem ein, sondern bei Seinem zweiten Kommen erscheint Er auf einem Siegesross als der Richter der Welt, als der Menschensohn gemäß Daniel 7!
Lebendig in den Feuersee
Was geschieht nun mit den Verführern, dem Antichristen und dem falschen Propheten, also dem politischen Führer und dem religiösen Verführer, nachdem sie die von Gott abgefallene Kirche, die Hure Babylon, abgeworfen hatten? … die beiden wurden lebendig in den Feuersee geworfen, der mit Schwefel brennt. Hier wird sehr ernst der Ort der ewigen Qual und Verdammnis geschildert. Das Wort „lebendig“ zeigt, dass es auch nach dem Tode für die Verdammten keine Auslöschung des Bewusstseins gibt, wie es z. B. Zeugen Jehovas oder Adventisten lehren (diese behaupten, dass der nicht erlöste Mensch nach dem Tode einfach ausgelöscht wird, die Seele also nicht weiterlebt). Die furchtbare Strafe, die der Antichrist und der falsche Prophet erleiden, trifft auch die Menschen, die ihnen nachfolgten – und natürlich – nach dem Tausendjährigen Reich – auch den Teufel.
Weiter heißt es über den Ausgang der Schlacht von Armageddon: Und die Übrigen wurden getötet mit dem Schwert dessen, der auf dem Pferd sitzt, das aus Seinem Mund hervorgeht, und alle Vögel sättigten sich von ihrem Fleisch. „Ein Wörtlein (von Jesus) kann ihn (den Feind Christi) fällen!“ Das Wort des Herrn Jesus hat Seine Feinde und deren Nachfolger in einem Moment gefällt. Danach folgt:
Der Übergang zum Tausendjährigen Reich
Die Frage stellt sich im Hinblick auf das Tausendjährige Reich: Existieren noch Völker, wenn dieses Reich beginnt? Ich sehe diese Frage mit einem Ja beantwortet und schließe daraus, dass nicht alle Menschen hinweggerückt oder getötet wurden, sondern dass es noch Überlebende dieser Zeit von Armageddon geben wird, nachdem die Erde durch die Zornschalengerichte (zentnerschwere Hagelkörner usw.) betroffen ist. Der Teufel wird gebunden werden und das Friedensreich Jesu wird anbrechen.
Offenbarung 20, 1-6: Das Tausendjährige Reich
Wir lesen aus dem Buch der Offenbarung an Johannes aus dem Kapitel 20 die Verse 1 – 6 (Schlachter 2000):
Und ich sah einen Engel aus dem Himmel herabsteigen, der hatte den Schlüssel des Abgrundes und eine große Kette in seiner Hand. Und er ergriff den Drachen, die alte Schlange, die der Teufel und der Satan ist, und band ihn für 1000 Jahre und warf ihn in den Abgrund und schloss ihn ein und versiegelte über ihm, damit er die Völker nicht mehr verführen kann, bis die 1000 Jahre vollendet sind. Und nach diesem muss er für kurze Zeit losgelassen werden. Und ich sah Throne, und sie setzten sich darauf, und das Gericht wurde ihnen übergeben; und ich sah die Seelen derer, die enthauptet worden waren um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen, und die das Tier nicht angebetet hatten noch sein Bild, und das Malzeichen weder auf ihre Stirn noch auf ihre Hand angenommen hatten; und sie wurden lebendig und regierten mit Christus 1000 Jahre. Die übrigen der Toten aber wurden nicht wieder lebendig, bis die 1000 Jahre vollendet waren. Dies ist die erste Auferstehung. Glückselig und heilig ist, wer Anteil hat an der ersten Auferstehung! Über diese hat der zweite Tod keine Macht, sondern sie werden Priester Gottes und des Christus sein und mit Ihm regieren 1000 Jahre.
Wörtliche oder symbolische Deutung?
Grundlegend vertrete ich folgende theologische Auslegungsregel: Wenn es der Zusammenhang nicht zwingend erfordert, ist die Bibel wörtlich und nicht symbolisch zu verstehen. Das heißt, dass der Wortsinn der Bibel nicht einfach als geistliches Bild ausgelegt werden darf, sondern zunächst einmal wörtlich verstanden werden soll und darf.
Die wörtliche Deutung gilt für die grundlegenden biblischen Heilsepochen, die als solche in ihrer Ganzheit nicht einfach „wegspiritualisiert“ (vergeistlicht) werden dürfen. Dagegen sind manche Details innerhalb dieser Epochen (z.B. innerhalb des Tausendjährigen Reiches) in der prophetischen Sprache durchaus Symbole. So wird zum Beispiel der Teufel gemäß Offb 20 während des Millenniums mit einer „Kette“ gebunden sein. Diese ist gewiss keine irdische Kette, aber die Symbolik will sagen, dass der Teufel in dieser Zeit wirklich gebunden und gefangen ist und die Menschen während dieser 1000 Jahre nicht zur Sünde verführen kann. Die in Offb 20 angegebene Zeitspanne von 1000 Jahren wiederum halte ich für eine tatsächlich eintretende irdische Zeitperiode, die noch in der Zukunft liegt (wobei die 1.000 Jahre selber wiederum buchstäblich als wirkliche 1.000 Jahre oder aber symbolisch als lange, vollkommene Heils-Epoche im Sinne von 10 mal 10 mal 10 gedeutet werden können; die genaue Dauer muss man offen lassen). Damit folge ich der so genannten prämillennialistischen Sicht.
Nach dem Tausendjährigen Reich kommt es zu einer letzten Prüfung der Menschheit durch den Aufstand von Gog und Magog und zum großen Völkergericht vor Gottes Thron (Offb 20,7-15). Danach erschafft Gott den neuen Himmel und die neue Erde.
Offenbarung 21 und 22: Der neue Himmel und die neue Erde
Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde. Denn der erste Himmel und die erste Erde vergingen und das Meer ist nicht mehr. Und ich sah die Heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabfahren, bereitet wie eine geschmückte Braut ihrem Mann. Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden Sein Volk sein, und Er Selbst, Gott, wird mit ihnen sein. Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein. Denn das Erste ist vergangen. Und Der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, Ich mache alles neu. Und er spricht: Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss.
Gott erschafft alles neu
Hier ist von einem neuen Himmel und einer neuen Erde die Rede. Das bedeutet: Die jetzige Schöpfung wird völlig abgebrochen werden. Es wird nicht an sie angeknüpft, sondern sie wird völlig neu geschaffen werden. Siehe, Ich mache alles neu!, spricht der HERR.
Gott ist der Tempel und das Licht der himmlischen Stadt
Jeder jüdische Zuhörer wird sich fragen, wie es sich in dieser Stadt mit dem Tempel verhält, wo wohl das Allerheiligste, der Tempel ist. Wir lesen: Und ich sah keinen Tempel darin, denn der Herr, der allmächtige Gott, ist ihr Tempel und das Lamm. In dieser vollkommenen Stadt herrscht die vollkommene Gottesgemeinschaft zwischen Gott und den erlösten Menschen, zwischen Gott und Seiner Gemeinde. Hier sind kein Tempel und kein Opfer mehr nötig. In Hebräer 9 steht, dass Jesus Christus ein für alle Mal das vollkommene Opfer für die Sünde der Welt dargebracht hat, nämlich: Sich Selbst am Kreuz von Golgatha.
Und die Stadt bedarf keiner Sonne noch des Mondes, dass sie ihr scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm. Die kosmischen Lichtquellen des Weltalls Sonne und Mond sind nun auch überflüssig. In 1. Johannes 1 wird ausgeführt, dass Gott Licht ist, und dieses wunderbare Licht scheint den Erlösten.
Und die Völker werden wandeln in ihrem Licht. Also nicht nur Israel, sondern die Geretteten aus allen Nationen werden in die Stadt hinzukommen. Die Tore sind die zwölf Stämme Israels, die Grundsteine die Apostel, und die Völker werden nun hinzukommen, da Jesus Christus den Zugang ermöglicht. Er sendet Seine Jünger zu allen Völkern (Matthäus 28,18-20).
Und die Könige auf Erden werden ihre Herrlichkeit in sie bringen. Und ihre Tore werden nicht verschlossen des Tags, denn da wird keine Nacht sein. Und man wird die Pracht und die Herrlichkeit der Völker in sie bringen. Und es wird nicht hineingehen irgendein Unreines und nicht, der da Gräuel tut und Lüge, sondern allein diejenigen, die geschrieben sind im Lebensbuch des Lammes. Weder aus dem heidnischen Umfeld noch aus dem Judentum wird etwas Unreines in die Stadt hineingehen dürfen, sondern nur wer durch das Blut Jesu gereinigt ist und im Lebensbuch des Lammes steht – die Kinder Gottes. Auch wird es keinen Unterschied mehr zwischen Juden und Heiden geben; man denke an Epheser 2 – der Zaun ist abgebrochen, die Feindschaft ist beendet. Christen aus Juden und Heiden werden in alle Ewigkeit die eine Schar der Überwinder bilden.
Eine letzte Warnung
Offenbarung 22, 18-19: Fürwahr, Ich bezeuge jedem, der die Worte der Weissagung dieses Buches hört: Wenn jemand etwas zu diesen Dingen hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen zufügen, von denen in diesem Buche geschrieben steht; und wenn jemand etwas wegnimmt von den Worten des Buchs dieser Weissagung, so wird Gott wegnehmen seinen Teil vom Buch des Lebens und von der heiligen Stadt, von den Dingen, die in diesem Buche geschrieben stehen.
Wer etwas zum Buch der Offenbarung (und zur Heiligen Schrift insgesamt, da diese mit der Offenbarung abschließt) hinzufügt, dem werden Plagen hinzugefügt werden, wie sie in diesem Buch geschrieben stehen. Und wenn jemand etwas wegnimmt, dem wird sein Anteil am Buch des Lebens oder auch am Baum des Lebens und an der heiligen Stadt hinweggenommen, von den Dingen, die in diesem Buch geschrieben stehen. Das heißt nicht, dass er ganz in die Verdammnis kommt, aber ich sage es jetzt einmal so: Wenn jemand nur die Hälfte der Offenbarung für sich ernst nimmt oder sie so umdeutet, dass kein Stein auf dem anderen bleibt, der wird Einbußen haben bei dem Lohn, den die Knechte bekommen. Ihm wird nicht der völlige Lohn zuteilwerden. Das ist eine ernste Warnung, dass wir nichts umdeuten und nichts am Wort Gottes verändern.
Auszug aus der Auslegung der Johannesoffenbarung in 7 Bänden (zusammen ca. 800 Seiten, 39,80 Euro) von Lothar Gassmann, erhältlich beim Verfasser
Quelle: DER SCHMALE WEG Nr. 2 / 2017