Warum die „flache Erde“ Unsinn ist

So sieht unsere Erde vom Weltraum aus!

Der (Aber-)Glaube an eine „flache Erde“ nimmt überhand. Daher habe ich mich entschlossen, folgenden (im Original amerikanischen) Artikel von Dr. Danny Faulkner von Answers in Genesis jetzt auf Deutsch zu veröffentlichen. Ich selber habe Verwandte, die in der Nähe von Cape Kennedy wohnen bei der NASA arbeiten. Sie bestätigen mir alle, dass die Mondflüge echt waren und dass die Erde eine Kugel ist! Euer Lothar Gassmann www.L-Gassmann.de

Ist die Erde flach?

Warum wir wissen können, dass die Erde kugelförmig ist

Von Dr. Danny R. Faulkner, Astronom, USA

Schon in der Antike war bekannt, dass die Erde kugelförmig ist. Woher wusste man das?

Der Erdschatten

Die älteste Aufzeichnung einer Diskussion um eine kugelförmige Erde stammt von Pythagoras (6. Jahrhundert v. Chr.). Pythagoras hatte recht: Eine Mondfinsternis entsteht, wenn der Schatten der Erde auf den Mond fällt. Dazu muss Vollmond sein, der Mond muss aus unserer Sicht der Sonne genau gegenüberstehen.

Der Erdschatten ist größer als der Mond, daher können wir nie den gesamten Schatten sehen – was davon über den Mond hinausragt, verliert sich sozusagen im Dunkel des Weltalls. Bei einer Mondfinsternis können wir aber zuschauen, wie der Erdschatten über den Mond kriecht; und der Rand dieses Schattens ist immer gleichmäßig gebogen, also ein Teil von einem Kreis; demnach muss der Erdschatten eine Kreisfläche sein.

Wäre die Erde flach, ähnlich einer Scheibe, könnte sie zwar auch einen kreisförmigen Schatten werfen, aber nur, wenn gerade Mitternacht wäre; bei einer Mondfinsternis bei Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang hingegen wäre der Schatten der Erde eine Ellipse, eine Linie oder ein Rechteck, je nachdem, wie dick die Scheibe im Verhältnis zu ihrem Durchmesser wäre. Der Erdschatten bei einer Mondfinsternis ist jedoch immer ein Kreis, ganz egal, zu welcher Tages- und Nachtzeit. Es gibt nur eine einzige Form, die immer einen kreisförmigen Schatten wirft, egal, wo das Licht herkommt: die Kugel.

Sichtbarkeit der Sterne

Ein weiteres Argument liefern uns die Sterne, die im nördlichen und südlichen Teil des Himmels sichtbar sind. Der Nordpolarstern liegt weniger als ein Grad vom Himmelsnordpol entfernt; dabei zeigt der Himmelsnordpol die Richtung an, in die die Erdrotationsache weist. Während sich die Erde nun jeden Tag um ihre eigene Achse dreht, scheinen sich die Sterne, die Sonne und der Mond um den Himmelsnordpol zu drehen, der selbst still steht. (Deshalb glaubten in der Antike viele, die Himmelskugel drehe sich jeden Tag ein Mal um die Erde – um eine Erde, die sich selber nicht drehe. Im Folgenden kommt es jedoch nicht darauf an, welche der beiden Ansichten richtig ist.)

Nordpolarstern
Der Himmelsnordpol bildet einen Winkel zum nördlichen Horizont. Wir nennen diesen Winkel „Höhe des Himmelsnordpols“. Da der Nordpolarstern dem Himmelsnordpol sehr nahe ist, können wir die Höhe des Himmelsnordpols nahezu gleichsetzen mit der Höhe des Nordpolarsterns.

Die Höhe des Nordpolarsterns nimmt am Himmel deutlich zu, wenn wir ein paar Stunden nach Norden fliegen. Zum Beispiel steht der Nordpolarstern in Kanada viel höher am Himmel als in Florida; das kann man auf Reisen leicht beobachten. Dies ist nur möglich, wenn unsere Nord-Süd-Richtung bogenförmig verläuft.

Zirkumpolarsterne
Andere Überlegungen bestätigen das: Um den Nordpolarstern herum gibt es eine Region, in der die Sterne nicht auf- und untergehen; sie sind ständig da und scheinen sich im Kreis zu drehen, rund um den Himmelsnordpol. Diese Sterne nennen wir „zirkumpolar“, poldrehend.

Die Region der zirkumpolaren Sterne ist auf der Nordhalbkugel an nördlichen Standorten größer als im Süden. Entsprechend gibt es unterhalb des Südhorizonts eine Region, in der die zirkumpolaren Sterne sich immer unterhalb des Horizonts befinden. Die nördliche Region, in der die zirkumpolaren Sterne immer sichtbar sind, ist sehr groß, und die südliche Zirkumpolarregion, deren Sterne von der Nordhalbkugel aus niemals sichtbar sind, ist ebenfalls groß.

Näher am Erdäquator sind die beiden Zirkumpolar-Regionen kleiner. Ein Beispiel: Ich habe viele Jahre in South Carolina gelebt, ungefähr vier Breitengrade südlicher als jetzt im Norden von Kentucky, und ich kann sehen, dass der Nordpolarstern in Nordkentucky etwas höher steht als in South Carolina.

Außerdem stieg der helle Stern Canopus im Winter in South Carolina nachts nur knapp über den Südhorizont; in Kentucky kann ich Canopus gar nie sehen. Denn von Nordkentucky aus gesehen liegt Canopus in der südlichen Zirkumpolar-Region, deren Sterne von der Nordhalbkugel aus niemals sichtbar sind; in South Carolina ist das anders. Auch dies zeigt, dass die Erde in Nord-Süd-Richtung gekrümmt ist.

Zeitverschiebung

Die Erde ist nicht nur in Nord-Süd-Richtung gekrümmt, sondern auch in Ost-West-Richtung. Die USA hat zwischen der Ost- und der Westküste einen Zeitunterschied von drei Stunden; das heißt: Die Sonne geht an der Ostküste etwa drei Stunden früher auf und wieder unter als an der Westküste. Das merkt man sogar ohne Uhr; man braucht nur von New York nach San Francisco zu fliegen, unser Körper spürt den Zeitunterschied. Mit der Bahn oder im Auto dauert diese Reise mehrere Tage, dann nimmt der Körper den Zeitunterschied nicht so stark wahr; nur unsere Uhr zeigt uns, dass sich die Zeit geändert hat.

Mondfinsternis im Römerreich

Ein so schnelles Reisen war in der Antike nicht möglich, aber die Alten konnten diesen Zeitunterschied dennoch feststellen, und zwar bei Mondfinsternissen. Diese finden für alle Menschen auf der Erde gleichzeitig statt; aber an verschiedenen Orten zu unterschiedlicher Stunde. So kann eine Mondfinsternis im östlichen Mittelmeerraum (z. B. Griechenland) kurz nach Sonnenuntergang einsetzen; weiter westlich (z. B. in Spanien), geht der Mond jedoch bereits verfinstert auf.

Das bedeutet: In Spanien begann diese Mondfinsternis vor Sonnenuntergang bzw. Mondaufgang, dort war es bei Beginn der Mondfinsternis also noch Tag; in Griechenland begann sie („erst“) nach Sonnenuntergang bzw. Mondaufgang, dort war es also schon Abend geworden – und da auch schon in der Antike ein Austausch stattfand, wurde dieser Unterschied bemerkt. Dies zeigt, dass die Erde in Ost-West-Richtung gekrümmt ist.

Wenn nun die Erde sowohl in Nord-Süd-Richtung als auch in Ost-West-Richtung gekrümmt ist, ist die Erde höchstwahrscheinlich eine Kugel.

Aristoteles und der Ausguck am Mast

Antike Quellen wie Aristoteles erwähnten auch, dass bei sich entfernenden Schiffen der Rumpf früher verschwand als der Mast. Dies kann nur geschehen, wenn die Erde kugelförmig ist. Ohne Fernglas ist dies schwer zu erkennen; einfacher ist ein verwandter Effekt: Im Ausguck oben am Mast kann man Land oder andere Schiffe früher erkennen als von Deck aus. Wäre die Erde flach, hätte man sich nicht die Mühe machen müssen, den Masten zu erklimmen.

Ähnliches ist an Land zu beobachten: Die Door-Halbinsel zwischen Michigansee und Green Bay bildet das Ostufer der Green Bay; diese ist an ihrem Nordende etwa dreißig Kilometer breit. Steht man dort am Westufer der Door-Halbinsel und schaut nach Westen über die Green Bay, sieht man nur Wasser; um Land zu sehen, muss man sich auf die Klippen der Door-Halbinsel begeben. Dies ist nur möglich, wenn die Erde kugelförmig ist.

Eratosthenes schaut in den Brunnen

In der Antike wusste man nicht nur von der Kugelform der Erde; um 200 v. Chr. wurde auch ihre exakte Größe ermittelt. Dies ist das Verdienst des Eratosthenes, eines Leiters der Bibliothek von Alexandria, der bedeutendsten Bibliothek der Antike. Eratosthenes ist der Vater der Geografie; er prägte diesen Begriff und ließ viele Landkarten erstellen.

Bei einer Sommersonnenwende befand sich Eratosthenes in Südägypten nahe dem heutigen Assuan am nördlichen Wendekreis, deshalb stand am Mittag die Sonne genau über ihm, im absoluten Zenit. Dies erkannte Eratosthenes daran, dass er in einen tiefen Brunnen hinunterschauen und die Brunnensohle sehen konnte.

Normalerweise konnte man die Sohle dieses Brunnens nicht sehen, denn das Sonnenlicht trifft nicht direkt auf den Boden; doch am Mittag des Sonnwendtags stand die Sonne direkt über seinem Kopf. In Alexandria hatte er das nie erlebt, dazu liegt Alexandria zu weit nördlich, außerhalb der Tropen.

Im Jahr darauf war Eratosthenes wieder in Alexandria; am Mittag der Sommersonnenwende maß er den Schatten eines senkrecht stehenden Pfahls und errechnete durch Trigonometrie die Höhe des Sonnenstands – und stellte fest, dass der Winkel etwa ein Fünfzigstel eines Kreises betrug. Demnach musste die Entfernung zwischen Alexandria und Assuan ein Fünfzigstel des Erdumfangs betragen, und wie weit es bis Assuan war, das war bekannt. So errechnete Eratosthenes vor über zwei Jahrtausenden den Erdumfang. – eine geniale Leitung!

Der Irrtum des Kolumbus

Warum nehmen heute so viele an, vor Kolumbus hätten alle geglaubt, die Erde sei flach? Zur Zeit des Kolumbus diskutierte man nicht über die Form der Erde; das Problem war ihre Größe.

Die Osmanen hatten den Europäern die Seidenstraße, den Handelsweg nach Ostasien, versperrt. Konnte man von Europa aus vielleicht nach Westen segeln und so in den Fernen Osten gelangen? Theoretisch schon, sagten die Experten (Nord- und Südamerika waren noch nicht entdeckt) – aber das war doch viel zu weit! Richtung Osten war der Seeweg nach Indien viel kürzer, vielleicht um Afrika herum. Die Schiffe waren damals relativ klein und es war nicht ratsam, sich mehr als ein paar Tagereisen außer Sichtweite der Küste zu begeben.

Und nun wollte Kolumbus allen Ernstes monatelang über offene, unbekannte See fahren! Das war sehr gefährlich. Was seinen Vorschlag plausibler machte, war, dass Kolumbus die Entfernung von Europa nach Asien zu groß einschätzte; außerdem meinte er berechnet zu haben, dass sich Eratosthenes bei der Messung des Erdumfangs geirrt hätte, letzterer wäre in Wirklichkeit geringer; und siehe da: die Westpassage erschien vorteilhafter als die Afrika-Umsegelung. Ein Blick auf den Globus oder eine Weltkarte zeigt, dass dem nicht so ist. Anders ausgedrückt: Kolumbus war im Irrtum; seine Kritiker hatten recht!

Begründungen für eine „flache Erde“ auf dem Prüfstand

Betrachten wir nun einige Behauptungen, die beweisen sollen, dass die Erde flach und nicht kugelförmig ist. Die meisten dieser angeblichen Beweise sind negativ; das heißt, sie sind Versuche zu zeigen, dass die Erde nicht kugelförmig ist; es gibt jedoch mindestens einen Positiv-Versuch, der zeigen will, dass die Erde flach ist: das „Bedford Level Experiment“.

1838: Rowbotham im Bedford River

1838 behauptete der Engländer Samuel Birley Rowbotham, er habe am Old Bedford River in der Bedford-Ebene nahe Norfolk einen Versuch durchgeführt.

Die Bedford-Ebene ist etwa zehn Kilometer lang und verläuft gerade, man hat also freie Sicht. Zudem ist diese Gegend völlig flach, der Fluss gleicht hier also einem langsam fließenden Entwässerungskanal. Wenn die Erde gekrümmt ist, müsste das optische Gefälle innerhalb dieser zehn Kilometer etwa acht Meter betragen; das bedeutet: Auf Wasserniveau dürfte selbst mit einem Fernglas ein Achtmetermast am Ende der Ebene nicht mehr sichtbar sein.

Rowbotham watete in den Fluss und hielt das Fernrohr zwanzig Zentimeter über dem Wasser; damit beobachtete er ein Ruderboot mit einem anderthalb Meter hohen Masten. Rowbotham behauptete, er habe den Mast auch noch in einer Entfernung von zehn Kilometern sehen können; wäre die Erde tatsächlich kugelförmig, müsste die Spitze des Masts aber gut drei Meter unter dem Horizont gewesen sein (die zwanzig Zentimeter über dem Wasser mit einberechnet).

Rowbotham schloss daraus, dass die Erde flach sein müsse; wahrscheinlicher ist allerdings, dass er dies bereits voraussetzte und dass das Experiment seine These beweisen sollte, was es auch tat – zumindest für ihn. Rowbotham publizierte seine Ergebnisse 1849 unter einem Pseudonym in einer Broschüre, Zetetic Astronomy,[1] und erweiterte diese 1865 zu einem Buch; seine Arbeit fand allerdings kaum Beachtung.

1870: Wallace nimmt die Wette an

1870 bot jedoch John Hampden, ein weiterer Befürworter einer „flachen Erde“, eine hohe Wette an, wenn jemand eine konvexe Krümmung, also die Wölbung eines großen Gewässers nachweisen könnte – was bei einer kugelförmigen Erde ja der Fall sein müsste. Der große Naturforscher Alfred Russell Wallace (1823–1913) nahm die Herausforderung an.

Wallace ging ein wenig anders vor als Rowbotham: Er platzierte in der Bedford-Ebene zwei gleiche Objekte an verschiedenen Orten und beobachte sie von einer Brücke aus mit dem Fernrohr. Das nähere Objekt erschien höher als das weiter entfernte, und das bestätigte die Ergebnisse, die eine kugelförmige Erde erwarten lässt.

Wie ist der Unterschied zwischen Rowbothams und Wallaces Versuch zu erklären? Mit zunehmender Höhe nimmt der Luftdruck ab. Dadurch verändert sich die Lichtbrechung in der Luft ein wenig; Lichtstrahlen, die nahe der Erdoberfläche verlaufen, werden nach unten gebeugt und entfernte Objekte erscheinen höher, als sie tatsächlich sind – und deshalb hatte Rowbotham mit seinem tiefliegenden Fernrohr den Pfosten am anderen Ende der Bedford-Ebene sehen können.

Luftdruck und Lichtbrechung

Übrigens lässt dieser wohlbekannte Effekt die Sonne etwa zwei Minuten früher erscheinen, als sie tatsächlich aufgeht. In geringen Höhen, wie in der Bedford-Ebene oder auf Meereshöhe, findet oft eine Temperaturinversion statt, d. h., mit zunehmender Höhe nimmt die Temperatur nicht ab, sondern zu. Temperaturinversion verstärkt die Lichtbrechung.

Ist der Anstieg der Lufttemperatur mit zunehmender Höhe stark genug, kann eine Temperaturumkehr sogar dazu führen, dass Objekte in der Ferne über dem Horizont erscheinen; das ist die Erklärung für das Morrow-Illinois-Canal-Experiment von 1896: Unter solchen Bedingungen führte Ulysses Grant Morrow auf dem Old-Illinois-Entwässerungskanal einen ähnlichen Versuch durch; seine Ergebnisse sprechen sogar für eine konkave Erdoberfläche (manche glauben, die Erdoberfläche sei eine Höhlung wie das Innere einer Muschel). – Anscheinend wusste Wallace um diese Auswirkung (und platzierte deshalb sein Fernrohr auf einer Brücke), Rowbotham hingegen nicht.

Oft wiederholt

Verfechter der Idee von einer „flachen Erde“ führen gerne das „Bedford Level Experiment“ ins Feld als Beleg dafür, dass die Erde flach ist. Sie scheinen zu glauben, Rowbothams Experiment von 1838 hätte diese Frage ein für alle Mal geklärt, und wollen nichts davon hören, dass dieser Versuch seit 1838 viele Male wiederholt wurde. Korrekt durchgeführt, sodass der Effekt der Lichtbrechung minimiert wird, bestätigt dieses Experiment jedoch die Kugelform der Erde.

Polarkreis und Mitternachtssonne

Einige Internetvideos, die für eine „flache Erde“ werben, zeigen einen Zeitrafferfilm von der Mitternachtssonne. Die Sonne scheint sich am Horizont nach rechts zu bewegen und sie bewegt sich jeden Tag langsam auf und ab. Nun wird behauptet, die Mitternachtssonne sei überall nördlich des Nordpolarkreises sichtbar (ca. 66,6 Grad nördlicher Breite), was ja auch zutrifft; aber wenn die Erde kugelförmig wäre, so die Behauptung, dürfte die Mitternachtssonne nur am Nordpol zu sehen sein.

Zur Sommersonnenwende hat die Nordhalbkugel der Erde ihre maximale Neigung zur Sonne. Nehmen wir an, am Nordpolarkreis stünde ein Beobachter. Am Punkt A ist es Mittag und die Sonne steht so hoch wie möglich am Himmel, fast 47 Grad. Für einen Beobachter, der mit dem Nordpol im Rücken zur Sonne schaut, steht die Sonne am Südhimmel. Zwölf Stunden später, um Mitternacht, hat die Erdrotation den Beobachter jedoch zu Punkt B gebracht.

Sie sehen: Die Sonnenstrahlen gehen über den Nordpol und erreichen Punkt B, wo sie die Erdoberfläche kaum noch berühren, die Sonne steht also am Horizont. Nun muss der Beobachter dem Nordpol zugewandt sein, um die Sonne sehen zu können: Die Sonne befindet sich im Nordhimmel. (Das Gleiche gilt für die Antarktis, nur die Himmelsrichtung ist umgekehrt.)

Ein Widerspruch

Am Polarkreis sieht man die Mitternachtssonne nur zur Sommersonnenwende; in höheren Breiten ist sie länger sichtbar, und am Pol steht die Sonne sechs Monate lang über dem Horizont. An den Polen scheint die Sonne nicht jeden Tag auf und ab zu schaukeln; man sieht sie jeden Tag auf etwa der gleichen Höhe kreisen. Tatsächlich geht die Sonne zur Frühjahrs-Tagundnachtgleiche auf und gewinnt langsam an Höhe bis zur Sommersonnenwende, danach geht sie langsam wieder unter, bis sie zur Herbst-Tagundnachtgleiche wieder verschwindet. Die maximale Höhe der Sonne an den Polen beträgt zur Sommersonnenwende 23,4 Grad.

Hier besteht ein Widerspruch: Verfechter einer „flachen Erde“ behaupten, bei einer kugelförmigen Erde könne es am Polarkreis keine Mitternachtssonne geben; doch eine „flache Erde“ hat Probleme, das Phänomen der Mitternachtssonne überhaupt zu erklären. Bei den meisten Modellen einer flachen Erde befindet sich der Nordpol auf dem Mittelpunkt einer scheibenförmigen Erde

Mitternachtssonne in Afrika?

Angenommen, die Mitternachtssonne ist nicht nur am Nordpol sichtbar, sondern bis zum Polarkreis – siehe die Linien von der Sonne zum Nordpol und zum Punkt A am Polarkreis. Nun kann man aber auf einer flachen Erde von der Sonne Linien ziehen zu jedem Punkt auf der Erde, auch außerhalb des Polarkreises (z. B. Punkt C). Wenn die Erde also flach wäre, müsste die Mitternachtssonne überall sichtbar sein, nicht nur innerhalb des Polarkreises. Da dies eindeutig nicht der Fall ist, kann die Erde nicht flach sein.

Dann müsste es überall Tag sein

Einige der Mitternachtssonne-Videos, die eine „flache Erde“ propagieren, zeigen, dass die Sonne jeden Tag um den Nordpol der Erde kreist. Nun produziert die Sonne seltsamerweise auf der Erde auch jenseits des Nordpols einen Schatten. Wenn die Sonne den Nordpol umkreist, bewegt sich auch der Schatten mit; der Schatten zeigt also offensichtlich an, wo es auf der Erde gerade Nacht ist, genauer gesagt: Mitternacht. Da jedoch die Sonne auch dort, wo der Schatten hinfällt, klar über dem Horizont steht, müsste es, wenn die Erde flach ist, auf diesem Längengrad auch jenseits des Polarkreises Tag sein. Der Ursprung dieses Schattens wird in diesen Videos nirgends erklärt.

Und es fehlt eine weitere Erklärung: Wenn bei einer „flachen Erde“ die Sonne eindeutig über dem Horizont steht, müsste es überall auf der Erde Tag sein. Das ist aber nicht der Fall, und auch diese Diskrepanz wird nicht erklärt.

Parallaxe

Eine weitere Behauptung, die gegen die kugelförmige Erde aufgestellt wird, lautet: Wäre die Erde eine sich drehende Kugel, die einmal im Jahr um die Sonne kreist, dann bliebe die Drehachse der Erde nicht mit dem Nordpolarstern in einer Linie.

Wenn wir nämlich von einer Seite der Erdumlaufbahn zur anderen wechseln, ändert sich unsere Perspektive, unser Blickwinkel.

Wäre die Erdachse an Punkt A auf den Nordpolarstern ausgerichtet, wäre die Erde sechs Monate später, wenn die Erde an Punkt B ankommt, nicht mehr auf den Nordpolarstern ausgerichtet. – Insofern haben die Flache-Erde-Vertreter recht; dieser Effekt ist hinreichend bekannt, und er hat einen Namen: Parallaxe.

Mindestens eines der Flache-Erde-Videos nennt einen angeblich von Astronomen bestätigten Wert als Entfernung zum Nordpolarstern (2 Billiarden km, in Wirklichkeit ist sie ungefähr doppelt so groß) sowie den Radius der Erdumlaufbahn (150 Millionen km). Mithilfe dieser Zahlen können wir den Winkel der Parallaxe π ermitteln – er ist spitz, wir können also eine Näherung vornehmen.

Wenn ein Winkel spitz ist, können wir ihn im Bogenmaß angeben, als das Verhältnis der Grundlinie zu einer der anderen Seiten. Die Basislinie ist der Umlaufradius der Erde, r; die andere Seite ist der Abstand zum Nordpolarstern, d. Also:

π = r/d = (150 Mio. km) / (2 Brd. km) = 7,5 × 10-8 radians

Um dies in Grad umzuwandeln, müssen wir mit 57,3 multiplizieren. Demnach beträgt der Winkel 4,3 × 10-6 Grad, das ist ein wenig mehr als ein viermillionstel Grad – so groß erscheint der Durchmesser eines Dime[2] aus 250 Kilometern Entfernung. (Tatsächlich beträgt die Gesamtverschiebung, die wir sehen würden, also das Doppelte; die im Video angegebene Entfernung ist ja nur etwa halb so groß wie der korrekte Wert.) Ein viermillionstel Grad – dieser Winkel ist viel zu winzig, als dass man ihn mit bloßem Auge wahrnehmen könnte. Daher trügt auch dieser angebliche Beweis für eine „flache Erde“.

Parallaxenmessungen

In einem Interview spricht Eric Dubay, Befürworter einer „flachen Erde“, über Parallaxen. (Dubay hat mehrere Bücher verfasst über die „flache Erde“, darunter The Flat Earth Conspiracy – Flache-Erde-Verschwörung –; mehrere YouTube-Videos stammen von ihm oder werden ihm zugeschrieben.) In diesem Interview sagte Dubay ausdrücklich, es gebe keine Parallaxenmessungen. Das ist schlicht und einfach falsch.

Auch wenn sie winzig ist: Die Parallaxe der erdnächsten Sterne ist messbar. Die ersten Parallaxenmessungen erfolgten in den 1830er-Jahren; seitdem hat sich die Technik enorm verbessert, und heute haben wir Parallaxenmessungen für mehrere hunderttausend Sterne.

Äußerst hilfreich war hier die Hipparcos-Mission Anfang der 1990er-Jahre; dank dieser Mission haben wir Parallaxenmessungen der meisten Sterne im Radius von 600 Lichtjahren. Das Ende 2013 gestartete Raumschiff Gaia steigert unser Wissen noch erheblich; die Gaia-Mission bringt uns Parallaxenmessungen im Umkreis von bis zu 6000 Lichtjahren. Ob Dubay den Stand der Parallaxenmessungen wirklich nicht kennt, ist unklar.

Nordpolarstern, Mondbedeckung

Im Interview macht Dubay noch mehr falsche Aussagen. So sagte er, der Nordpolarstern sei bis zu 23 ½ Grad südlich des Äquators sichtbar. Das ist falsch: Der Nordpolarstern ist südlich des Äquators überhaupt nicht sichtbar.

Dubay sagte auch, der Mond sei kein fester Körper, denn wir könnten durch den Mond hindurch Sterne sehen. Das ist Unsinn. Denn von Zeit zu Zeit schiebt sich der Mond vor einen hellen Stern, das nennen wir Mondbedeckung. Astronomen messen, wie lange bei einer Mondbedeckung der Rand des Mondes braucht, um den Stern vollständig zu verdecken; das gibt Aufschluss über die Größe des Sterns.

Newton’sche Bewegungsgesetze

Eines scheint offensichtlich: Von Physik versteht Dubay herzlich wenig. Er behauptet, im Weltraum könnten Raketen nicht fliegen, denn dort gebe es ja keine Luft. Der Flug einer Rakete im Weltraum beruht aber nicht darauf, dass sie sich an der Luft abstößt, sondern auf dem 3. Newton’schen Axiom (Bewegungsgesetz), dem Prinzip von Actio und Reactio bzw. dem Gegenwirkungsprinzip.

Auch protestiert Dubay dagegen, dass die Schwerkraft zwei widersprüchliche Eigenschaften zu haben scheine: Sie hält Dinge auf der Erde fest und bringt andere Dinge dazu, die Erde zu umkreisen. Wenn Dubay auch nur einfache Elementarphysik verstehen würde, wüsste er, dass aufgrund des 1. Newton’schen Axioms, dem Trägheitsgesetz, ein Objekt eine Kraft braucht, um in einer Umlaufbahn zu bleiben – und diese Kraft ist die Schwerkraft; dies ist der Fall bei jedem Objekt, das in einer kreisförmigen Bahn umläuft. Wenn man ein Gewicht an einer Schnur herumwirbelt, wird es durch die Spannung in der Schnur in der Umlaufbahn gehalten. Ähnlich liefert die Schwerkraft die Kraft, die erforderlich ist, damit der Mond die Erde umkreist. …

Mondlandung: Ein Aprilscherz?

Postuliert man eine „flache Erde“, führt dies zu weiteren absurden Behauptungen: Wenn die Erde flach ist anstatt kugelförmig, ist es unvorstellbar, dass wir uns in den Weltraum gewagt haben. In dem bereits erwähnten Interview mit Eric Dubay leugnete dieser, dass irgendwelche Satelliten die Erde umkreisen oder dass Astronauten den Weltraum besucht hätten. Er behauptet, alle Fotos und Videos aus dem All wären Betrug; das berühmte Foto der Erde, das die Apollo-17-Astronauten aufgenommen haben, wäre computergeneriert.

Natürlich setzt diese Argumentation als selbstverständlich voraus, dass die Apollo-Mondlandungen nur ein Aprilscherz sind. Es gibt jedoch gute Gründe für die Annahme, dass wir mit dem Apollo-Programm wirklich auf dem Mond gelandet sind.

Einen Bruder der Lüge bezichtigen?

Christen, die diesen Unsinn kolportieren, sollten wissen, dass der Astronaut Jeffrey Williams während seines sechsmonatigen Aufenthalts in der Internationalen Raumstation ISS 2006 die Erde öfter fotografiert hat als jeder andere Astronaut vor ihm. Einige von Williams Fotos kann man bewundern in seinem Buch The Work of His Hands: A View of God’s Creation from Space (Seiner Hände Werk: Ein Blick aus dem Weltraum auf Gottes Schöpfung). Viele der Fotos zeigen, dass die Erde eine Kugel ist.

Schon der Titel des Buches lässt vermuten, dass Williams ein Christ ist, und der Inhalt des Buches bezeugt das unmissverständlich. Zu bezweifeln, dass die Erde kugelförmig ist oder dass Astronauten im Weltraum waren, hieße, einen Glaubensbruder der Lüge zu bezichtigen.

Williams ist nicht der einzige Christ, der im All war: James Irwin und Charles Duke gehören zu den zwölf Männern, die auf dem Mond gegangen sind. Kürzlich bat ich Charles Duke um eine Erwiderung an alle, die meinen, die Erde sei flach, und alle, die glauben, die Apollo-Mondlandung wäre eine Fälschung. Duke schrieb:

Ich war bei der Apollo-16-Mission zum Mond der Pilot der Mondlandefähre. Wir starteten am 16. April 1972 vom KSC (Kennedy Space Center) in Florida. Etwa drei Stunden später verließen wir die Erdumlaufbahn und begannen den dreitägigen Flug zum Mond. Als wir unser Raumschiff zum Andocken an unsere Mondlandefähre manövrierten, kam die Erde in Sicht, etwa 32 000 Kilometer weit weg. Es war ein großartiger Anblick. Wie Sie auf dem Foto sehen, handelt es sich offensichtlich um eine Kugel und nicht um einen flachen Kreis. Auf unserer Reise zum Mond schauten wir aus den Fenstern und sahen eine immer kleiner werdende Erde, und jedes Mal sahen wir andere Kontinente, also drehte sie sich offensichtlich um ihre eigene Achse.

Es gibt Leute, die hinterfragen die Tatsache, dass wir auf dem Mond gelandet sind, und behaupten, das wäre ein großer Aprilscherz gewesen. Nun, wir sind sechs Mal auf dem Mond gelandet, und die Belege sind überwältigend. Wenn wir die Landung gefälscht haben, warum haben wir sie dann ganze sechs Mal gefälscht? Man braucht nur die Fotos aus meiner Mission ansehen, die Bilder vom Lunar Reconnaissance Orbiter. Die Fotos von unserem Landeplatz zeigen die Abstiegsstufe, den Mondrover, das Experimentierpaket und die Spuren, die wir auf dem Mond hinterlassen haben. Für jeden Landeplatz gibt es ähnliche Belege. Wir haben viele andere Belege, die schlüssig zeigen, dass Apollo tatsächlich sechs Mal auf dem Mond gelandet ist.

Fazit

Zumindest einige der Leute hinter dieser „Flache Erde“-Bewegung machen sich möglicherweise einfach nur lustig über Christen, die dem Schöpfungsbericht der Bibel glauben. Damit sind sie eindeutig keine Freunde der biblischen Gemeinde; vielmehr widersetzen sie sich Jesus Christus und seinem Reich. Ich empfehle den Christen, sich nicht für dumm verkaufen zu lassen, sondern die Lehren dieser Leute sehr kritisch zu betrachten.

Amerikanischer Original-Text (mit Fotos und Grafiken):

https://answersingenesis.org/astronomy/earth/is-the-earth-flat/

Mit freundlicher Genehmigung von Answers in Genesis. Übersetzung: Gabriele Pässler


[1] Zetetik (vom Altgriechischen: ζἠτηsις – zétesis: Suche, Untersuchung) ist ein philosophischer Begriff und bedeutet eine theoretische Einstellung, für die das Suchen im Vordergrund steht. (Wikipedia)

[2] Anm. d. Übers.: Der Dime ist mit 17,91 mm Durchmesser die kleinste Münze des US-Dollars (10 Cent). Zum Vergleich: beim Euro hat die 1-Cent-Münze 16,25 mm Durchmesser, die 2-Cent-Münze 18,75 mm.

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