Dr. Lothar Gassmann: DAS HAUS DER KIRCHE BRENNT!
Martin Luther würde sich im Grab herumdrehen, wenn er sehen könnte, was aus „seiner“ Evangelischen Kirche in vielen Staaten geworden ist. „500 Jahre Reformation“ geraten zum Spektakel und zur Farce, aber nicht zur erneuten Umkehr, die der Evangelischen Kirche so Not täte. Wir machen bei diesem Spektakel nicht mit, sondern laden – auch noch in dieser Endzeit – zu einer erneuten Bußbewegung ein: zu einer neuen Reformation.
Eine Hilfe hierzu können die neuen 95 Thesen sein, die zwar bereits im Lutherjahr 1996 (anlässlich von Martin Luthers 450. Todestag) entstanden sind, die aber nichts von ihrer brennenden Aktualität verloren haben. Wir stellen sie daher beim Reformationsjubiläum 2017 wieder zur Diskussion und beten für eine weite Verbreitung.
„Reformation heute“ – das ist ein großer Anspruch und ein gewagtes Unternehmen ‑ und doch ist sie notwendiger denn je. Lassen Sie mich daher etwas zu Anlass, Entstehung und Zielsetzung der neuen „95 Thesen zur Situation von Kirche und Gesellschaft “ sagen.
Der Anlass ist bekannt: Vieles in Kirche und Gesellschaft liegt im Argen. Das Wort Gottes wird weithin nicht mehr ernstgenommen ‑ weder in der Lehre noch im Leben. Die Bibelkritik hat dem Zeitgeist den Weg geebnet. Die Gebote Gottes werden in Kirche und Gesellschaft in vielen Staaten der Erde aufgelöst. Diskussionen über Gotteslästerung, Abtreibung, Euthanasie, homosexuelle Praktiken, Drogenfreigabe und ähnliches, wie wir sie heute erleben, wären noch vor wenigen Jahrzehnten undenkbar gewesen. Man wäre zutiefst bestürzt gewesen und hätte sich geschämt. Auch die Religionsvermischung sowie die Teilnahme sogenannter evangelischer Christen an heidnischen Bräuchen fremder Religionen und anderer Konfessionen nehmen zu.
In dieser Lage ‑ so denken die über 30 christlichen Organisationen, die die neuen 95 Thesen unterzeichnet und herausgegeben haben ‑ ist eine Reformation, eine Erneuerung genauso notwendig wie im Jahre 1517. Auch damals war die Kirche ‑ die römisch‑katholische Kirche ‑ verweltlicht. Heute hat diese Verweltlichung viele protestantische Kirchen noch viel stärker erfasst, als es damals bei der katholischen Kirche der Fall war. Hatte die katholische Kirche damals den Ablass als eine billige Gnade verkündigt, so verkündigen heute viele Kirchen die Auflösung der Gebote Gottes als noch billigere Gnade. Hieß es damals: „Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegfeuer springt“, so heißt es heute: „Alles ist erlaubt ‑ und die Kirche segnet es ab.“
Das darf so nicht weitergehen! Deshalb sind die neuen 95 Thesen entstanden ‑ und zwar in ihrer ersten Fassung genau am 18. Februar 1996, am 450. Todestag des Reformators Martin Luther, in Deutschland. Mehrere Christen unterschiedlicher Nationalität und Hautfarbe haben mitgeholfen, sie in ihre jetzige Form zu bringen ‑ und zwar inzwischen in 20 Sprachen, in die sie innerhalb weniger Monate übersetzt worden sind. Weitere Übersetzungen sind in Vorbereitung (Nachtrag 2017: Ende 1996 waren die Thesen bereits in 30 Sprachen übersetzt. Die jetzige Zahl der Übersetzungen ist mir nicht bekannt.)
Die neuen 95 Thesen sind angeschlagen. Der Ruf zur Umkehr ist proklamiert. Nun sind die Adressaten zur Antwort herausgefordert – nicht nur in Deutschland, sondern in den über 100 Staaten dieser Erde, in denen die Thesen bisher verbreitet worden sind. Wer sind die Adressaten? Wer sind die Angesprochenen?
Die Adressaten sind erstens wir selber, jeder von uns. Jedem einzelnen Menschen gilt der Ruf zur Umkehr, zur Buße im biblisch-christlichen Sinn. Martin Luther hat Buße als „völlige Veränderung der Gedanken und der Gesinnung“ definiert, die sich aus der Hinwendung zu Gott ergibt. Und in These 3 der neuen 95 Thesen heißt es, dass die Buße mit einer „Neubesinnung und Trauer über das bisherige falsche Verhalten“ beginnt. Jedem einzelnen Menschen gilt der Ruf und die Einladung: Kehre um zu Jesus Christus! Nimm ihn als Deinen Retter und Herrn an!
Die Adressaten sind zweitens die Kirchen der verschiedenen Denominationen und Staaten, nicht zuletzt die Ev. Kirche in Deutschland. Sie sind aufgerufen, falsche Lehren und Lebensweisen zu hassen und zu lassen. Es kann nicht gutgehen, wenn eine Kirche das Gegenteil von dem verkündigt, was die Bibel sagt. Es kann nicht gutgehen, wenn sie segnen will, was Gott in der Bibel als Sünde verwirft.
Wir rufen die Verantwortlichen in den evangelischen Kirchen zur Disputation auf. Stellt Euch dem Gespräch! Weicht nicht länger aus! Das Haus der Kirche brennt – und Ihr habt selber das Feuer gelegt. Das Schiff der Kirche kentert, denn Ihr selber habt es mit dem Müll des Zeitgeistes überladen. Nehmt die neuen 95 Thesen als Chance an, über Euren Kurs nachzudenken! Kehrt um!
Die Adressaten sind drittens die Verantwortlichen in Staat und Gesellschaft. Sie sind aufgerufen, die Zehn Gebote als die guten Lebensordnungen Gottes ernst zu nehmen und auch in ihrer Gesetzgebung zu befolgen. Die Zehn Gebote lehren uns, Gott zu fürchten und zu lieben, den Feiertag zu heiligen, unsere Eltern zu ehren, nicht zu töten, nicht zu ehebrechen, nicht zu stehlen, kein falsches Zeugnis zu reden und nicht das zu begehren, was der andere besitzt. Werden diese Gebote nicht mehr beachtet, dann treten früher oder später Chaos und Anarchie ein.
Viele Staaten stehen kurz vor dem Zusammenbruch. Auf das Ausbleiben der geistig-moralischen Wende folgt inzwischen zunehmend der wirtschaftliche Zerfall. Wo Gottes Ordnungen nicht ernstgenommen werden, zieht er früher oder später seinen Segen zurück. Ihr Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft, wir rufen Euch auf: Kehrt zu Gott und Seinen guten Lebensordnungen um! Beendet den rapiden moralischen Zerfall in Staat und Gesellschaft und das daraus resultierende Massentöten im Mutterleib! Verbietet Gotteslästerung und Euthanasie!
Jeder einzelne Bürger, auch jeder Kirchenmann und Politiker ist eingeladen, umzukehren zu dem Gott hin, der uns geschaffen hat, der uns liebt und der deshalb seinen Sohn Jesus Christus in diese Welt gesandt hat, um uns von Sünde, Tod und Teufel zu erlösen. Die Reformation, zu der Gott den Augustinermönch und Theologieprofessor Martin Luther seit 1517 gebrauchte, war eine Bußbewegung. Und auch uns heute ist die Erkenntnis wichtig, dass jeder einzelne, die Kirche und die Gesellschaft Buße nötig hat. Jedem Menschen gilt der Ruf: Kehre um von Deinen bösen Wegen! Wende Dich Gott zu in Lehre und Leben!
Die neuen 95 Thesen müssen wirkungslos bleiben, wenn wir sie nur als ein Stück Papier betrachten. Nein, so soll es nicht sein. Es soll vielmehr so sein, dass die Bußthesen zu einem Bußleben beitragen, zu einem Leben der Abwendung von den gottlosen Wegen und der Hinwendung zu Jesus Christus, zu Seinem Evangelium und Seinen Geboten. Jesus Christus spricht: „Wer Mich liebt, der wird Mein Wort halten … Wer Meine Gebote hat und sie hält, der ist’s, der Mich liebt“ (Johannes 14,21.24). Die Bußthesen sollen zu einer Bußbewegung führen ‑ dann haben sie ihr Ziel erreicht. Und diese Bußbewegung fängt bei Ihnen und bei mir an. Zu dieser Buße helfe uns der dreieinige Gott. Amen. Dr. Lothar Gassmann